Hamburg, 26. August 2009: Die Liga geht in eine neue Saison und auch ProFans hat die Sommerpause beendet. Die folgenden Themen haben die aktiven Fans in der letzten Saison und in der Sommerpause beschäftigt und tun es auch weiterhin. Hier besteht aus Sicht von ProFans Handlungsbedarf.
Red Bull:
Mit großem Bedauern haben wir vom Einstieg Red Bulls im deutschen Fußball Kenntnis genommen.
Die Übernahme des SSV Markranstädt durch Red Bull stellt in unseren Augen einen weiteren Schlag gegen die traditionellen Werte dieses Sports dar. In den Profi-Ligen ist ein Einstieg eines Investors (noch) nicht möglich, da die 50+1-Regel des DFB dort Bestand hat.
Die 50+1-Regel besagt, dass über 50% der Anteile und somit die Mehrheit der Stimmen beim Verein liegen müssen.
Philipp Markhardt von ProFans äußert sich dazu folgendermaßen: „Der eingeschlagene Weg von Red Bull stellt in unserer Wahrnehmung eine Aushebelung dieser 50+1- Regel dar. Es wird scheinbar bewusst in Kauf genommen, einige Jahre unterklassig zu spielen, um dann durch gezielte Investitionen bzw. Spielereinkäufe bis in die höchste Spielklasse aufzusteigen.“
Das Ziel scheint klar: auch in der Bundesliga einen Verein zu etablieren, der ausschließlich Red Bull repräsentiert. Dieses Vorgehen hat in Österreich vor wenigen Jahren schon funktioniert. Dort kaufte Red Bull den traditionsreichen Verein SV Austria Salzburg und veränderte alsbald sämtliche Vereinsmerkmale. Der Name wurde in Red Bull Salzburg geändert und sogar vor den ursprünglichen Vereinsfarben lila-weiß wurde nicht Halt gemacht- trotz Protesten wurden diese umgehend in rot-blau geändert. Damals wurde sämtlichen Fans der Austria vor den Kopf gestoßen. Dies darf in Deutschland nicht passieren!
Es sollte auch nicht der Fehler begangen werden, diesen sowie weitere Investorenclubs mit großen Vereinen der Bundesliga zu vergleichen. Diese Traditionsvereine haben ihren Erfolg durch harte Arbeit über Jahrzehnte erreicht. Ein Einstieg von Investoren oder finanzkräftigen Einzelpersonen hat damit überhaupt nichts zu tun.
„Diese Konstrukte stellen nur eine Wettbewerbsverzerrung dar.
Während Traditionsvereine in den unteren Ligen verbleiben müssen, steigen Wirtschaftsunternehmen auf, die es im Normalfall aufgrund ihrer sportlichen und wirtschaftlichen Situation und Zuschauerattraktivität nie schaffen würden“ stellt Philipp Markhardt klar.
Diese Situation können und werden wir als aktive Fans nicht hinnehmen.
Polizeigewerkschaft:
Mit Verwunderung haben wir von der Tagung der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und dem veröffentlichten Forderungskatalog erfahren. Das Ergebnis dieser Veranstaltung erweckt den Eindruck, dass die bei Fußballspielen eingesetzten Polizisten einer Vielzahl von Gefahren ausgesetzt sind und auch sonst nur benachteiligt werden. Wie solche Aussagen bzw. Forderungen zustande kommen, können wir beim besten Willen nicht nachvollziehen, stellt sich die Situation in der Realität bzw. an den Spieltagen doch meist komplett anders dar, als von der Polizeigewerkschaft propagiert.
Philipp Markhardt von ProFans äußert sich dazu wie folgt: „Großaufgebote von Polizisten, die in absolut überhartem Auftreten jenseits von Deeskalationstaktiken gegen Fans vorgehen, obwohl keinerlei Vorfälle stattgefunden haben oder meist kleine Vergehen Anlass dafür geben, komplett überzogen zu reagieren, sind heutzutage an Spieltagen leider Normalität.“
Eine Übersicht über Vorfälle von polizeilichem Fehlverhalten kann jederzeit unter
fansmedia.org nachgelesen werden.
Aufgrund der Vielzahl an solchen Ereignissen in der vergangen Saison und den zuhauf zu Unrecht betroffenen bzw. verletzten Fans müssen wir die Aussagen der Polizeigewerkschaft drastisch kritisieren und hoffen gleichzeitig, dass die Medienvertreter derartige Stellungnahmen nicht ungeprüft übernehmen, sondern sich vielmehr auch bei den Fanorganisationen über den tatsächlichen Hergang informieren. Interessant erscheint in diesem Zusammenhang auch ein Symposium der GdP, bei dem das Thema „Fußball und Gewalt“ diskutiert wurde. Fraglich bleibt, wie die GdP dem Problem der Gewalt Herr werden möchte, wenn sie weder Fanvertreter noch den zuständigen Sicherheitsbeauftragten des DFB hierzu einlädt.
So erscheint der von der GdP veröffentlichte Bericht zum Symposium eher als Selbstbestätigung eigener Vorgehensweisen in der Vergangenheit. Von kritischer Selbstreflexion kann man mit Sicherheit nicht sprechen. Tenor: „Schuld sind ausschließlich die anderen, wir haben immer alles richtig gemacht.“
Stadionverbots- Richtlinien:
Nachdem die neuen Stadionverbotsrichtlinien des DFB in der letzten Saison angewandt wurden, möchten wir auf die konkrete Handhabung der Vereine zurückblicken. Ohnehin stellen diese neuen Richtlinien für uns die ersten Schritte dar, die ungerechte Situation der Stadionverbotsthematik zu verbessern.
Natürlich möchten wir an dieser Stelle nicht nur kritisieren, sondern auch den DFB einmal loben, der nicht unter dem öffentlichen Druck der Innenminister und Polizei eingebrochen ist, sondern an den Neuerungen der Stadionverbotsrichtlinien festhält. Trotzdem müssen wir folgende Sachverhalte ansprechen, die in der vergangenen Saison an uns herangetragen wurden:
Zum einen fällt auf, dass die Vereine teilweise weiterhin „auf Zuruf“ der Polizei Stadionverbote verteilen und die Fälle nicht näher prüfen oder Rücksprache mit Fanprojekten oder Fanclubs/Betroffenen suchen.
„Leider werden immer noch zuhauf Stadionverbote mit der Höchststrafe von drei Jahren+11 Monaten ausgesprochen. Neue Möglichkeiten, wie Stadionverbote auf Bewährung oder gegen Auflagen (soziale Tätigkeiten oder Mithilfe im Stadion) werden nicht genutzt.
Gerade für Jugendliche oder Personen, die zum ersten Mal auffällig werden, würde sich eine Anwendung dieser Möglichkeiten anbieten.“ äußert sich Philipp Markhardt zur aktuellen Lage.
Stattdessen wurden erneut Massen-Stadionverbote gegen ganze Fangruppen ausgesprochen, ohne die Schuldfähigkeit der Betroffenen näher zu prüfen. Die Unschuldsvermutung gilt demzufolge weiterhin nicht für Fußballfans. Stadionverbote werden aufgrund eines eingeleiteten Ermittlungsverfahrens ausgesprochen und somit nicht erst, nachdem die Schuld tatsächlich bewiesen wurde.
„Weiterhin kann es nicht sein, dass das Anhörungsrecht der Betroffenen von manchen Vereinen unter Einbezug der Polizei als Verhörmethode missbraucht wird, um noch mehr Details zu erfahren und unter Ausübung massiven Drucks auf die Betroffenen weitere Namen zu erhalten, um noch mehr Stadionverbote auszusprechen. Dies führt die eigentliche Intention dieses Instruments ad absurdum“ stellt Philipp Markhardt unmissverständlich klar.
Sicherlich sind die Neuerungen des DFB zu befürworten, allerdings müssen die Vereine diese neuen Richtlinien auch anwenden und die positiven Möglichkeiten zum Wohle der Fans ausschöpfen.
Weitere Informationen:
Philipp Markhardt, 0175/8208811 oder presse@profans.de