Im Folgenden möchte ich für euch die Stellungnahmen vom Fanladen St. Pauli sowie der Braun-Weißen Hilfe zur polizeilichen Taktik beim Auswärtssieg des FC St. Pauli beim 1. FC Magdeburg dokumentarisch weiter verteilen. Ich selbst war nicht beim Auswärtsspiel, habe aber keinen Zweifel an den Schilderungen, die mir so auch von direkten Augenzeugen bestätigt wurden (und auch ohne diese hätte ich bei den beiden Schreibern der Meldung keine Zweifel):
Zunächst einmal die Stellungnahme vom Fanladen St. Pauli, dem offiziellen Fanprojekt des FC St. Pauli:
Stellungnahme zum Polizeieinsatz nach dem Spiel 1. FC Magdeburg – FC St. Pauli
Bei der Abreise der St. Pauli-Fans nach dem Auswärtsspiel beim 1. FC Magdeburg kam es zu chaotischen und völlig inakzeptablen Zuständen.Viele Fans reisten mit der Regionalbahn aus Hamburg nach Magdeburg und wollten auf eben diesem Wege auch zurück reisen. Durch offensichtliche strategische Fehler und wiederholte Fehlinformationen durch die Polizei wurden die Fans an der gewünschten schnellen Rückfahrt nach Hamburg gehindert. Diese konnte erst über 3,5 Stunden nach Abpfiff des Spiels angetreten werden.
Das unklare Einsatzkonzept und die mangelnde Kommunikation seitens der Polizei Magdeburg haben dazu geführt, dass die abreisenden Fans in Teilen getrennt wurden und somit nicht alle den eigentlichen Abreisebahnhof Neustadt erreichen konnten. In der Konsequenz wurden fast 300 Fans am Hbf Magdeburg über 1,5 Stunden in der prallen Sonne gekesselt. Die Polizei sorgte hier entgegen ihrer eigenen Durchsagen weder für die dringende Versorgung mit Wasser noch gab es die Möglichkeit zur Toilette zu gehen. Nur dem für diese Zustände besonnenen Verhalten der Fans, ist es zu verdanken, dass es nicht zu einer Eskalation kam.Wir stellen entschieden fest, dass die Kommunikation der Polizei in Richtung Fans und Fanladen-MitarbeiterInnen völlig unzureichend war. Obwohl man den gesamten Tag über im Kontakt stand und bereits im Vorfeld des Spiels zur Sicherheitsbesprechung gereist war, war es nicht möglich verlässliche Informationen zu erhalten und an die Fans weiterzugeben. So wurde es eine sehr beschwerliche und anstrengende Abreise der St. Pauli – Fans.
Wir möchten zum Schluss ein großes Lob an alle Fans aussprechen, die von dieser katastrophalen Einsatzplanung betroffen waren und dennoch die ganze Zeit über Ruhe bewahrt haben.
Wir verlangen von der Magdeburger Polizei ihr desolates Einsatzkonzept dringend aufzuarbeiten und entsprechend anzupassen.
Fanladen St. Pauli, 8.8.2018
Hier nun das Statement der Braun-Weißen Hilfe:
Beobachtung des ersten Spieltages gegen den 1. FC Magdeburg
Im Folgenden möchten wir, als Braun-Weisse Hilfe, unsere Spieltagsbeobachtungen vom ersten Spiel der Saison gegen den 1. FC Magdeburg mit Euch teilen. Der Grund dafür liegt in der schlechten Planung und Umsetzung des Einsatzes durch die Magdeburger Polizei. In deren Folge waren viele Sankt Paulianer im Laufe des Tages mit untragbaren Zuständen konfrontiert.Die Anreise
Die Anreise nach Magdeburg gestaltete sich aus Sicht der Braun-Weissen Hilfe entspannt und ohne nennenswerte Vorkommnisse. Es gab weder während der Fahrt Polizeibegleitung im Zug, noch kam es zu Meinungsverschiedenheiten mit dem Bahnpersonal.Der Ausstieg am Bahnhof Magdeburg Neustadt überraschte augenscheinlich die wenigen dort eingesetzten Polizisten. Nach einem kurzen unbegleiteten Fanmarsch kesselten zahlreiche Cops diesen. Schlussendlich ging es nach knapp 30 Minuten des Wartens ohne Probleme weiter zum Stadion.
Am Stadion angekommen gestaltete sich die Einlasssituation als unproblematisch und wir konnten das Stadion zügig betreten. Jedoch möchten wir festhalten, dass wir die strukturellen Bedingungen des Einlasses – die Vorkontrollen liegen nicht im Sichtbereich des eigentlichen Kontrollbereichs sowie zusätzlich angebrachten Sichtschutz – als zumindest fragwürdig erachten.
Trotz der zuvor friedlichen Grundstimmung kam es von Seiten des eingesetzten Ordnungsdienstes zu Provokationen und anschließend rechtswidrigem Einsatz von Pfefferspray innerhalb des Gästebereichs. Darüber hinaus fiel der Ordnungsdienst im Gästeblock durch seine verdeckte Bewaffnung mit ‚Teleskopschlagstöcken‘ auf.
Die Abreise
Die Zugreisenden wurden fußläufig durch die Polizei zum Bahnhof Magdeburg-Herrenkrug geleitet. Bei dem einstündigen Rückweg war es den Sankt Pauli Fans nicht möglich sich mit Getränken oder sonstigem Reiseproviant zu versorgen. Die Angaben sowohl der Magdeburger Polizei als auch der Deutschen Bahn waren widersprüchlich bzw. falsch. Mit dem Ergebnis, dass ein Teil der Sankt Pauli Fans am Bahnhof Magdeburg Neustadt landete und ein anderer am Magdeburger Hauptbahnhof. Dort kesselte die Polizei circa 300 Fans über 1,5 Stunden in der prallen Sonne. Auch hier war es den Abreisenden nicht möglich sich mit Getränken oder Speisen einzudecken, ebenso wenig wurde ihnen der Gang auf die Toiletten gewährt. Im Rahmen des Kessels kam es zudem zu einer kurzzeitigen Ingewahrsamnahme. Wir stehen mit der betroffenen Person in Kontakt.Die Braun-Weisse Hilfe erwartet von der Magdeburger Polizei, ihr Einsatzverhalten und ihre Taktik grundlegend zu hinterfragen und zu überarbeiten. Ebenso fordern wir die Verantwortlichen des 1. FC Magdeburg dazu auf, die Zusammenarbeit mit einem Ordnungsdienst zu beenden, der rechtswidrig Pfefferspray einsetzt und verdeckte Bewaffnung bei sich trägt.
Ein Dank geht hingegen an die Fanhilfe Magdeburg, welche mit viel Engagement und Unterstützung schon vor dem Anpfiff an diesem Tag vor Ort war.
Braun-Weisse Hilfe, August 2018
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