Bekanntermaßen kam es am 17.11.2006 nach dem Heimspiel des FC St. Pauli gegen Erfurt zu einem fragwürdigen und unseres Erachtens unverhältnismäßigen polizeilichen Einsatz vor und in den Räumlichkeiten des Fanladen St. Pauli. Dem ging eine Entwicklung voraus, die von einer kontinuierlichen Verschärfung ordnungspolitischer Maßnahmen gegenüber den Fans des FC St. Pauli als auch von einem massiv wachsenden Misstrauen der verantwortlichen Polizeiführung in die Arbeit des Fanladens geprägt war.
Mit der Veröffentlichung einer Stellungnahme haben wir unserem Protest zum Einsatz im Zusammenhang mit den bereits vorangegangenen Entwicklungen Ausdruck verliehen. Ebenso wurden von uns seither verschiedene regionale und überregionale Institutionen in der Sache aktiviert. Darüber hinaus bekundete die Fanszene des FC St. Pauli eigeninitiativ in vielfältiger Form ihre Solidarität mit dem Fanladen und die massive Ablehnung des polizeilichen Vorgehens am besagten Tag.
Wie bereits in der Stellungnahme formuliert, haben wir infolge dieser Eskalation im Verhältnis zu den Polizeiverantwortlichen die Zusammenarbeit ausgesetzt. Zudem haben wir ein Einräumen von Fehlverhalten im Zusammenhang mit dem fraglichen Einsatz sowie eine Auseinandersetzung mit den Grundlagen unserer Arbeit eingefordert.
Nach nun fünf Monaten ziehen wir Bilanz und müssen mit Bedauern feststellen, dass von Seiten der verantwortlichen Polizeiführung bislang keinerlei Einsicht erkennbar ist – trotz einiger seither erfolgter Gespräche in unserer Abwesenheit und auch von außen stehender Seite geäußerter Kritik am polizeilichen Vorgehen. So fand zuletzt in den Räumlichkeiten des FC St. Pauli unter anderem ein Gespräch statt, an dem der Vorstand und die Geschäftsführung unseres Trägervereins Jugend und Sport e.V., die verantwortliche Polizeieinsatzleitung sowie Vertreter des Präsidiums, des Aufsichtsrats und der Sicherheitsbeauftragte des FC St. Pauli beteiligt waren.
Leider brachte das Gespräch nicht das von uns erwartete Ergebnis. Die polizeilichen Verantwortungsträger verteidigten ihr Vorgehen weiterhin, räumten keinerlei fehlerhaftes Einsatzverhalten ein und zeigten ebenso wenig Bereitschaft, sich mit den Herangehensweisen unserer Arbeit vertraut zu machen.
Dies ist für uns umso verwunderlicher, da unserer Geschäftsführung mittlerweile die staatsanwaltlichen Unterlagen und damit die polizeilichen Zeugenaussagen in der Sache vorliegen. Auf Basis dieser Dokumente ist nach Einschätzung unseres Geschäftsführers unsere derzeitige Position gefestigt. Es bleibt nun eine gewisse Bitterkeit darüber, dass es weder der übergeordneten Polizeiführung noch der verantwortlichen Einsatzleitung bislang möglich war, uns als Zeichen souveräner Kritikfähigkeit und Dialogbereitschaft zumindest ihr Bedauern über den Einsatz auszusprechen.
Nichtsdestotrotz haben wir uns gemeinsam mit der Geschäftsführung und dem Vorstand unseres Trägervereins Jugend und Sport e.V. entschlossen, als MitarbeiterInnen des Fanladen St. Pauli unter Vorbehalten ins Gespräch mit der Hamburger Polizei zurückzukehren und künftig auch wieder an den Sicherheitsbesprechungen teilzunehmen. Wir haben diese Entscheidung getroffen, um im Interesse der Fans des FC St. Pauli unserem notwendigen Auftrag auch gegenüber der Hamburger Polizei wieder verstärkt gerecht werden zu können: im Rahmen unserer Möglichkeiten die Interessen junger Fußballfans institutionell kritisch zu vertreten und die Schaffung von fanfreundlichen Bedingungen zu fördern, sodass letztlich allen Fans des FC St. Pauli und den Gästefans ein reibungsloser und friedlicher Ablauf und der Spaß an „ihrem“ Fußballerlebnis ermöglicht werden kann.
Abschließend möchten wir jedoch ebenso klar festhalten, dass wir mit der Entscheidung, künftig wieder in den Dialog mit den verantwortlichen Polizeidienststellen zu treten, keinesfalls auf unsere Forderungen aus der Stellungnahme verzichten.
Wir wollen und werden die polizeilichen Verantwortungsträger weiterhin zu einer kritischen Aufarbeitung ihres Einsatzverhaltens drängen und erwarten von ihnen nach wie vor eine Auseinandersetzung mit den Grundlagen unserer Arbeit sowie die Anerkennung derselben. Neben einer derzeit laufenden gerichtlichen Überprüfung der Rechtmäßigkeit des Polizeieinsatzes am fraglichen Tag und der Begleitung der Nachspielphasen bei Heimspielen durch unabhängige Anwälte haben wir daher unter Hinzuziehung überörtlicher Stellen bereits weitere Schritte initiiert, die unserem weiter bestehenden Klärungsbedarf in der Sache entsprechen.
An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal ausdrücklich beim ehemaligen Vizepräsidenten des FC St. Pauli, Herrn Rummelhagen, für sein Engagement in der Sache bedanken.
Hamburg, 10.04.2007
gez.
von den MitarbeiterInnen des Fanladen St. Pauli
Heiko Schlesselmann Cathrin Baumgardt Daniela Wurbs Stefan Schatz
vom Geschäftsführer des Vereins Jugend und Sport e.V.
Dieter Bänisch
Und vom Vorstand des Vereins Jugend und Sport e.V.
Holger Groth Prof. Dr. Richard Sorg Kurt Rohde
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