Circa eine halbe Stunde nach Abpfiff der Regionalligapartie FC St. Pauli gegen Fortuna Düsseldorf am 18.02.06 sammelten sich die Mitglieder von Ultrà Sankt Pauli und Personen aus dem Umfeld wie nach jedem Spiel am AFM- Container um gemeinsam vom Stadion zum Fanladen zu gehen. Bereits vor dem Losgehen erreichte uns die Nachricht, dass an der kommenden Kreuzung zur Budapester Straße Beamte der BFE (Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit) und weitere uniformierte Einheiten unter anderem mit Hunden auf uns warten würden. Da es keinen ersichtlichen Grund gab und das Verhältnis mit Düsseldorf-Fans nicht negativ ist, wurde in diversen Gesprächen abgestimmt, besonders deeskalierend vorzugehen und zu erwartende Provokationen seitens der Polizei zu ignorieren.
Absolut ohne ersichtlichen Grund griff die Polizei trotzdem schon nach wenigen Metern den Marsch der Gruppe an, nahm eine Person in Gewahrsam und verletzte viele Fans durch Knüppelschläge. Ultrà Sankt Pauli bewegte sich von diesem Zeitpunkt an ausnahmslos rückwärts in Richtung AFM-Container, wurde jedoch immer wieder von der BFE massiv angegriffen und zum Teil verletzt, mit dem offensichtlichen Ziel, eine Gegenreaktion zu provozieren.
Die Gruppe lief daraufhin geschlossen zurück zum AFM- Container, um einen räumlichen Abstand zur prügelwütigen Polizei zu schaffen und von dort nach einiger Zeit erneut zu starten. Durch Verletzungen dezimiert, konnte die Gruppe ihren Marsch zum Fanladen durchführen und erst dort anfangen die Dimension des Angriffes zu begreifen.
Auslöser des Angriffs und Grund für die Festnahme soll ein Hitlergruß gewesen sein, die Polizei beließ es bei einer Verwarnung. Wohl wissend, dass es sich um einen geplanten Angriff der Polizei handelte, sind wir doch überrascht, welche Dreistigkeit bei der Legitimation von Polizeigewalt eingesetzt wird. In diesem Fall wird ein Hitlergruß von USPlern erfunden, dummdreist im Hinblick auf das antifaschistische Engagement und die politische Positionierung unserer Gruppe.
Die Einsatzleitung macht sich nicht einmal die Mühe, sich glaubwürdigere Vorwürfe zu konstruieren. Jede dummdreiste Lüge scheint geeignet und wurde sogar gegenüber Mitarbeitern des Fanladens geäußert, die in der Situation immer wieder versuchten, die Beamten zu beruhigen und die Situation zu entschärfen.
Wir wehren uns hiermit entschieden gegen Angriffe auf den Marsch und kündigen an, diesen nicht mehr durchzuführen, sofern wir weiterhin mit Polizeigewalt rechnen müssen, sondern einzeln den Weg zum Fanladen oder zu unseren Kneipen im Viertel anzutreten. Die Idee des Marsches ist es, ein gemeinsames Erlebnis nach den Spielen unseres FC St.Pauli zu schaffen, in dessen Rahmen unseren Stadionverbotlern wenigstens ein paar Minuten mit Gesängen und Freunden geboten werden.
Wir wehren uns auch entschieden gegen die Taktik der szenekundigen Beamten, sich als fanfreundlicher Teil der Polizei auszugeben, welcher zwischen Uniformierten und Ultras vermittelt. Die SKBs sind Teil des Angriffes gewesen und generell eine der größten Wurzeln der Repression gegen Fans. Daher ist ihre Selbstdarstellung durchschaubar und verachtenswert.
Ultrà Sankt Pauli fordert alle SympathisantInnen auf, den Marsch jedes Spiel zu dem zu machen, wofür er gedacht ist: Ein gemeinsames Erlebnis von Freunden mit Gesang und Fahnen, einem direkten Ziel- unserem Fanladen- aber ohne Polizeipräsenz, Polizeiprovokation und insbesondere ohne Polizeiübergriffe.
Gegen Polizeigewalt und Repressionen!
Verbannte – immer mit uns!
Ultrà Sankt Pauli im Februar 2006
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