St. Pauli – Rot Weiß Oberhausen 3:1
Tjo, und schon beim nächsten Spiel, welches eher wieder an das Pokalspiel gegen Burghausen anknüpfte, und das Düsseldorfspiel schnell vergessen machte.
Dieses Spiel besuchte ich ganz bewusst recht früh, so daß ich schon eine Stunde vor Anpfiff im Stadion stand (üblicherweise komme ich erst 30 Minuten oder so vorher), denn ich wollte gerne meine Unterschrift bei der „Make Poverty History„- Aktion mit auf die Liste setzen – dieses scheiterte jedoch daran, daß ich an der Gegengerade keinen derartigen Stand finden konnte. Vor der Südkurve stand evtl. so einer, den sah ich aber nur durch ein geschlossenes Tor am AFM- Container, und darauf, dort dann aussen herum zurückzulaufen hatte ich in dem Moment dann auch wiederum keine große Lust – denn ich wollte endlich auch mal, das erste Mal in dieser Saison, eine von diesen kostenlosen Stadionzeitungen ergattern, von deren Existenz ich gerüchteweise gehört hatte… erblickt hatte ich in dieser Saison nämlich bisher nie eine davon… Nun gut, wenigstens das klappte dann.
Gelesen habe ich die bisher aber wiederum auch noch nicht, mit dem Lesen vom Demoflyer, der aktuellen Gegengerade sowie der Gazzetta war die restliche dreiviertel Stunde bis zum Anpfiff dann auch bereits rum…
Und hätte ich draussen auf meinen mal wieder zu spät kommenden Bruder gewartet, ich hätte glatt das 1:0 von Wojcik verpasst, was er bereits in der 2. Spielminute fabrizierte. Und wie es dann erst weiter ging! St. Pauli drängte aufs Oberhausener Tor, da machte das Zuschauen echt mal wieder richtig Laune. Überhaupt, so langsam werden die mir echt unheimlich, die spielen teilweise einen geilen Fußball zusammen, den man schon länger nicht mehr am Millerntor erlebt hat. Schnell, genaue Pässe, richtig geil, das macht einfach nur Spaß denen zuzusehen. Und da ich ja so früh im Stadion stand, konnte ich dieses Mal auch den Platz direkt am Wellenbrecher hinter USP ergattern, so daß nicht wieder die eüblichen zwei, drei Reihen Schweiger die totale Enthemmung behinderten, und so konnte ich dann auch mal wieder richtig Spaß haben. Es macht einfach mehr Freude, ein Spiel durch eigene Aktivität unterstützt intensiver mitzuerleben, als dieses durchs reine Zuschauen möglich wäre. Man ist deutlich näher am Spielgeschehen dran, man fiebert stärker mit, ja, man fühlt sich als Teil des Ganzen, nicht bloß als unbeteiligter Zuschauer. Da tun Fouls, die an St. Paulispielern begangen werden, richtig weh, da ist man außer Atem, wenn ein Spieler einen Spurt übers ganze Spielfeld hinlegt, und sei es auch nur, weil man in dem Moment wie ein irrsinniger ein „Looooooos!“ herausgeschrien hat.
Aber insgesaamt ging das Stadion dieses Mal meiner Meinung nach etwas besser mit wie noch in den letzten Regionalligapartien. Das kam zwar noch nicht an das Burghausenspiel ran, wo schlappe 9.031 Zuschauer einen Rabatz machten, den es im Millerntor nichtmal bei ausverkauftem Haus gegen den Tabellenführer und Nordrivalen VfB Lübeck gab, aber war schon deutlich besser.
Aber angesichts dessen, was dieses Team in der bisherigen Saison bereits fabriziert hat (sie spielen und kämpfen Fußball, nicht bloß fabrizieren!), ist die herschende Euphorie echt noch zu wenig. Angesichts von den erwähnten 9.031 Zuschauern bei einem Pokalspiel gegen einen Zweitligisten, mit dem angeblich sowas wie eine Art Fanverbundenheit bestehen soll, fragt man sich andererseits aber auch wieder, von welcher Euphorie ich da eigentlich reden mag.
Nunja, bei mir herrscht sie jedenfalls, und da spielt es auch keine Rolle, ob es nun Bier gibt oder nicht, oder ob das Spiel auf einem Freitag, Dienstag oder auch Samstag stattfindet.
Sankt Pauli findet wohnortbedingt ohnehin täglich statt, und zu Sankt Pauli gehört bekanntlich (angeblich) auch mehr als bloß Fußball, also rockt diesen Scheißĺaden in der Talstraße gefälligst nach dem Leverkusenspiel wech!
Nunja, aber wahrscheinlich spielte auch der Verlauf der Torfolge bei meinem Stimmungseindruck eine Rolle, einige meinen ja noch immer, der Funken müsste zunächst vom Rasen auf die Ränge überspringen, bevor sie aktiv werden, nunja, daß Fan die Kurzform von fanatisch sei, ist sicherlich auch nur ein Gerücht, und eigentlich weigere ich mich auch, solche Leute als Fans zu bezeichnen – das sind Zuschauer.
Spricht ja auch nichts gegen, aber dann doch bitte nicht mittem im Fanblock, das ist einfach scheiße. wenn vor einem permament drei Reihen stehen, die, ausser zu Spielbeginn und drei Minuten nach Toren keinerlei Regungen erkennen lassen (mal vom Bierholen während des Spieles abgesehen), das tötet Stimmung. Macht einfach keinen Spaß, hinter solchen Leuten zu stehen…
Nun gut, ist halt einfach nicht meine Welt, mein Team nur dann zu unterstützen, wenn es ohnehin bereits gut läuft….
Äh, ja, und dann fiel auch schon das 2:0, ich bekam mal wieder eine Bierdusche ab, kann ich mit leben, aber fortan waren dann wenigstens die Zuschauer auch mal wieder als Fans anwesend, und das Millerntor rockte teilweise richtig nett. Habe ich das richtig gehört? Nicht nur die Südkurve antwortet auch Wechselgesänge, sondern nun auch die Nordkurve, gemeinsam mit der Südkurve? Falls ja, das wäre natürlich zu geil, falls nein, wirds aber jetzt echt mal langsam Zeit, dass das passiert. 😉
Das dann kurze Zeit später der 2:1 – Anschlußtreffer fiel, weil sich Morena und Hollerieth nicht einigen konnten, wer den ankommenden Ball denn nun beseitigen sollte, nun gut, sowas passiert. Aber noch ein Unterschied zur letzten Saison – mitlerweile nimmt man solche Anschlußtreffer recht gelassen hin, und fängt nicht mehr sofort mit dem Zittern und Bibbern an – weil man dem Team zutraut, weil man ihm vertraut, einfach, weil man fast schon erwartet, daß die das eh schon schaffen werden. Erstaunliche Sinneswandlungen. Aber sehr schöne.
Das 3:1 habe ich dann auch gar nicht mehr richtig realisiert. Irgendwie kam das nur mit Verzögerung auf der Gegengerade an, erst dachte ich noch, der Schiedsrichter (der übrigens scheiße gepfiffen hat!) hätte auf Elfmeter entschieden, als ich dann jedoch die Nordkurve jubeln sah, jubelte ich halt einfach mal mit ;), und plötzlich sieht man aus dem Augenwinkel, daß an der Anzeigetafel die „2“ gegen die „3“ ausgetauscht wird – nunja, auch gut. 😀
Whow, echt nen geiles Gefühl, auch wenn das im Moment in der Tabelle echt mördermäßig eng zugeht… Aber ich spürs, mein linker Finger juckt schon wieder so, das war Ende Mai 2001 auch so, ich weiß es, ja, ich weiß es!
FC St. Pauli: Hollerieth – Gunesch, Morena, Nascimento, Brückner – Sulentic, Boll, Schultz, Shubitidze – Wojcik, Luz
RW Oberhausen: Masuch – Landers, Ernst, Saur, Heller – Scherbe – Danijel Gataric, Dalibor Gataric, Schäper – Bella, Mehic
Wechsel: 74. Tornieporth für Sulentic, 78. Adrion für Boll, 86. Palikuca für Brückner – 46. Sirin für Dalibor Gataric, 46. Schwarz für Landers, 84. Mutschler für Heller
Schiedsrichter: Otte
1:0 Wojcik (2.), 2:0 Sulentic (28.), 2:1 Schwarz (65.), 3:1 Wojcik (89.). Gelb: Brückner – Saur. 15.841 Zuschauer, teilweise recht lautstark
Und nun höre ich „Somewhere over the rainbow“ von Israel Kamakawiwo’ole, und wehe, jemand weckt mich auf!
Pages: 1 2
Be First to Comment