[von www.ultra-stpauli.com] Hallo St.Pauli-Fans, eigentlich wollten wir in dieser Stellungnahme die letzten beiden Wochen analysieren und die Thematik zu einem vorläufigen Abschluss bringen, um uns wieder den anderen Aufgaben rund um unseren FC St.Pauli zu widmen. Nach den aktuellen Ereignissen, dem erneuten Stadionverbot gegen eines unserer Mitglieder, scheint das aber leider nicht möglich. Mit diesem Text wollen wir versuchen, euch alle über die Geschehnisse der letzten Zeit zu informieren, unsere Position zu diesen darlegen, und einen Blick in die Zukunft wagen.
Sicherlich ist es sinnvoll, mit einer chronologischen Betrachtung zu beginnen. Der erste Punkt der Betrachtung ist folglich das Derby in der Aol-Arena. Ein Derby, dass aus Fan-Sicht durch reichlich Schikane und Provokation seitens der Polizei auf sich aufmerksam machte. Eine in mehreren Wochen vorbereitete Choreographie beider grossen Fangruppierungen wurde in entlarvender Art und Weise verboten. Im Stadion selber gab es selbst beim Vorbereiten eines Spruchbandes Probleme mit Polizei und Ordnungsdienst, die nur durch das entschlossene Eingreifen vieler St.Paulianer abgewandt werden konnten. Im Zuge dieser Emotionen kam es zu den unschönen Szenen nach Abpfiff, als eine Tapete angezündet wurde und einige Sitze abbrannten. Das Feuer ist in diversen Publikationen zur Genüge behandelt worden. USP bezog dazu klar Stellung und hat es deutlich verurteilt. Die Stellungnahme wurde sowohl an das Präsidium des FC St.Pauli getragen, als auch den Fans mit Hilfe des Flugblattes „Gegengerade“ näher gebracht. Das Flugblatt kann hier eingesehen werden.
Diese Entscheidung, die volle Verantwortung dafür zu übernehmen und sich bei den entsprechenden Stellen dafür zu entschuldigen, wurde von der gesamten Gruppe getroffen. Die für den Brand verantwortliche Person verlor konsequenterweise die USP-Mitgliedschaft, und auch sonst wurde der Vorfall intern gründlich aufgearbeitet.
Am Abend vor dem Spiel gegen Kiel bekamen wir die Kunde, dass Herr Littmann in Zusammenarbeit mit Herrn Fechner, dem Geschäftsführer des FC St.Pauli, sechs Stadionverbote gegen USP-Mitglieder verhängt hatte. Zu diesem Zeitpunkt hiess es, die Stadionverbote hätten nichts mit den Vorfällen in der Aol-Arena zu tun. Die Frage „womit dann“ konnte nicht beantwortet werden. Erst später wurde klar, wie die Stadionverbote zu Stande kamen. Die Polizei trat auf den Verein zu und benannte sechs Personen, die sie gerne entfernt sehen wollte. Herr Littmann vollzog diese Stadionverbote dann und trat damit alles an Fanstrukturen in die Tonne, was sich rund um diesen Verein in den letzten 15 Jahren entwickelt hatte. Normalerweise gibt es bei einem Vorwurf, dann eine Anhörung des Beschuldigten und dann eine Entscheidung des Vereins, bei der er sich unter anderem auf Ratschläge des Fanladens bezieht. Herr Littmann, der sich bereits in den Monaten davor durch erbärmliche und fundamentale Unkenntnis aller Strukturen und Institutionen der Fanszene auszeichnete, überging diese Praxis und stimmte den willkürlichen Stadionverboten zu. Willkürlich deshalb, weil einfach sechs Leute, die der Polizei aus irgendwelchen Gründen nicht passten, entfernt werden sollten. Es hätte genauso gut sechs andere Fans treffen können, die schon mal mit der Polizei in Kontakt gekommen sind. Es wurden auf abenteuerliche Weise Vorwürfe konstruiert, die den Betroffenen jedoch nicht mitgeteilt wurden. In den Briefen, die vom Verein kamen, blieb man aufgrund der offensichtlich sehr schlechten Ausstattung mit Beweisen und konkreten Vorwürfen bei den schon viel zitierten „gesicherten Erkenntnissen“. Ein unglaublicher Vorgang, der nicht nur alles über den Haufen wirft, was diesen Club und diese Fanszene auszeichnet, sondern en passent auch noch geltendes Recht und Unschuldvermutung ad absurdum führt.
Dies ist die bei Stadionverboten generell stark kritisierte Vorgehensweise. Es wird erstmal ein Stadionverbot ausgesprochen, und wenn der Betroffene unschuldig ist, kann er es ja (wohlgemerkt auf eigene Kosten) beweisen.
In einer kurzfristigen Aktion riefen der Sprecherrat und der Fanladen zum Stimmungsboykott auf. Der Fanladen als Fanprojekt und der Sprecherrat als höchstes Gremium dieser Fanszene – eben die Vertretung aller eingetragener Fanclubs.
Nach dreissig Minuten verliessen wir geschlossen das Stadion – mit uns viele Einzelpersonen und ein grosser Teil des Block 1. Wir taten das, um ein Zeichen zu setzen, dass wir nicht bereit sind solche Repression zu akzeptieren und ohne unsere Sechs Freunde einfach so weiterzumachen.
In der Nachbetrachtung dieser Aktion müssen wir uns kritisieren lassen. Es ist offensichtlich nicht gelungen, anderen, aufgrund der Kurzfristigkeit der Ereignisse uninformierten, St.Pauli-Fans zu vermitteln, worum es ging. Der Flyer zum Stimmungsboykott war auch recht kurz gehalten und klärte kaum über die Hintergründe auf. So kam es teilweise zu der Ansicht, der Protest richte sich gegen die Mannschaft und die sportliche Situation. „USP tut weh“ und härtere Sachen wurden von einigen Leuten gerufen.
Das ist unserer Meinung nach eine Ebene, die unserer Fanszene unwürdig ist und wir hoffen, dass sich das auf die mangelnde Information zurückführen lässt. Andere Statements wie „endlich ohne Megafon und mit viel Platz“ sind Ansichtssache und normale Kritik, persönliche Beleidigungen nicht.
Den ganzen Abend nach dem Spiel wurden Gespräche geführt, wurde diskutiert, wurde sich aufgeregt. Wie man erfuhr tobte Herr Littmann, als er von dem Boykott erfuhr und sah, dass im Stadion wirklich kaum was los war.
Er zitierte ein Fanclubsprecherratsmitglied zu sich und Berichten zufolge bestand die Konversation zum grossen Teil aus Littmann’schem Gebrüll und Tobsucht. Nach dem Spiel wollte eine recht grosse Gruppe St.Pauli-Fans zur Haupttribüne und zum Vip-Zelt, um den grossen Unmut den passenden Leuten kundzutun. Diese Aktion wurde jedoch abgesagt, nachdem klar wurde, dass unser cholerische Präsident dann wohl andere Geschütze auffahren lassen würde und die Einsicht siegte, dass es uns wenig nützen würde, wenn es an dem Abend noch einen grossen Knall gäbe.
In den Folgetagen gab es eine riesige Welle der Solidarität. Zuspruch aus allen Ecken – auch aus den, aus denen man es nicht erwartet hätte. Unglaublich viele Leute sprachen uns Mut zu, im Internet wurden sehr viele St.Pauli-Seiten aus Protest gegen das Präsidium und die ungerechtfertigten Stadionverbote runtergefahren und durch eine Protestseite ersetzt. Viele E-Mails erreichten uns.
An dieser Stelle ein grosses „Danke“ an euch alle, die ihr uns in dieser Zeit unterstützt habt. Ein Ergebnis ist da – es ist greifbar, denn durch den grossen Druck ruderte Littmann ein weiteres Mal zurück.
Von der Intensität des Protestes offensichtlich überrascht und an die Wand gedrückt, gab es plötzlich doch Gesprächsbereitschaft. In gönnerhafter Manier wurde ein Treffen angekündigt, um alles zu klären. Es gab ein Treffen zwischen Verein, Polizei, Fanladen und Sprecherrat. Zwischenzeitlich versuchte Littmann, die Stimmung mit Lügen wieder zu seinen Gunsten zu beeinflussen, indem gestreut wurde, dass die Stadionverbote nun doch mit der Aol-Arena in Zusammenhang stünden. Diese Verhaltensweise charakterisiert ihn ein weiteres mal.
Die Polizei nahm eine halbe Stunde teil und verliess das Treffen dann. Nach Aussagen der Beteiligten war das folgende Treffen durchaus konstruktiv und der Verein hat den Fanvertretern durchaus den nötigen Respekt entgegengebracht.
Die Einschätzungen der Polizei in Bezug auf unsere Fanszene sind frappierend. Offensichtlich wird ein Gefahrenpotential herbeigeredet, um die eigenen Stellen zu sichern. Ein altbekanntes Phänomen in Deutschland. In den 80er Jahren entstand ein riesiger Apparat, um gegen die Hooligans vorzugehen. Heute im neuen Jahrtausend ist die Hooliganbewegung keine Gefahr mehr. Die Szenen sind übersichtlich geworden, es kommt kaum noch zu Zusammenstössen im Stadion.
Der Repressionsapparat aber ist in voller Stärke existent. Es liegt auf der Hand, dass die Stellen dort nicht einfach gestrichen und die Beamten wieder stempeln oder Parkuhren kontrollieren geschickt werden, sondern dass die gesamte Repressionsmaschinerie auf neue Fanbewegungen projiziert werden. Bei jedem Spiel sind unzählige Beamte in Zivil im Einsatz, um unsere Fanszene auszuspionieren – teilweise kommen sie nicht nur von der Polizei, sondern auch vom Verfassungsschutz.
Die ganze Woche über gab es kaum andere Themen als die Stadionverbote. Bei dem oben angesprochenen Treffen konnten einige Erfolge erzielt werden. Littmann gab sich angesichts der für ihn schlechten Situation einsichtig und so konnte die bisher übliche Praxis in Bezug auf Stadionverbote beim FC St.Pauli fixiert werden. Ausserdem wurde dem übergangenen Organisationsleiter Sven Brux das absolute Vertrauen ausgesprochen. Hierzu gleich mehr.
Als weiteres Ergebnis und Konsequenz aus dem Gespräch wurde den sechs Betroffenen eine Anhörung zugestanden, die am Dienstag vor dem Spiel gegen Chemnitz stattfinden, und Polizei-frei sein sollte. Die Stadionverbote blieben aber erst einmal bestehen.
Auch in dieser Zeit erreichten uns noch täglich neue Meldungen von Internetseiten, die geschlossen wurden, und selbst in anderen Kurven wurden Solidaritätsaktionen organisiert. So geschehen in Babelsberg, Bayern München und NAC Breda.
Nebenbei rätselte man immer noch, was fünf von den sechs Leuten nun genau vorgeworfen wurde.
Bei einer Person war der Vorwurf klar, da sie an dem Feuer in der Aol-Arena beteiligt war. Es läuft ein Ermittlungsverfahren und es wurde vom hsv ein Stadionverbot bis Ende 2009 ausgesprochen.
Die Polizei hat diese Person im Laufe der Ermittlungen mehrfach belogen und wollte ihn gar zu einem Interview mit der Mopo drängen. Scheinbar handelt es sich hierbei um anerkannte Methoden der Polizei Hamburg. In der Gruppe und mit anderen Fans wurde natürlich auch das diskutiert.
Obgleich der Grundsatz vorherrscht, generell keine Stadionverbote zu akzeptieren, war man sich hier doch einig, dass man gegen ein „diese Person sieht nun erstmal ein- zwei Jahre kein Spiel mehr“ nicht argumentieren könne, und dass eine solche Bestrafung eben einfach hingenommen werden müsse.
Ein Stadionverbot bis 2010, zuzüglich der zu zahlenden Geldbeträge, sprengt jedoch alle Grenzen. Der Resozialisierungsfaktor ist hierbei gleich Null. Man, insbesondere natürlich wir, wird sich überlegen müssen, wie man diese einsichte Person auffangen und weiterhin unterstützen kann.
Beim ständigen Fanausschuss, bestehend aus allen Gruppen der Fanszene (Agim, AFM, USP, Passanten, Ballkult, Fanladen, Sprecherrat, …) wurden schon Möglichkeiten erörtert, wie man helfen kann. Denn eins war allen klar: auch wenn diese Person richtige Scheisse gemacht hat, so bleibt sie trotzdem ein St.Paulianer und somit einer von uns. Es hat uns unglaublich gefreut, dass diese Argumentation nicht von uns, sondern von anderen Leuten der Fanszene kam.
Es rückten also die von uns allen erstrittenen Einzelgespräche näher. Beteiligt waren der Fanladen, Sven Brux und Frank Fechner. Eine Bewertung des Verein wurde ja publiziert (z.B. im Fanforum).
Die Betroffenen berichteten, dass Herr Fechner, der ja nicht das erste Mal negativ auffällt, das ganze fast wie ein Polizeiverhör aufzog, obwohl ihm wohl selber klar war, dass es in keinem Fall zu einen Stadionverbot kommen konnte.
Obgleich im Vorfelde kommuniziert wurde, dass Antifa, Bambule und sonstige Sachen nicht mitgewertet werde würden, kamen unter anderem diese Sachen auf den Tisch. Dazu Cap San Diego, Schönberg und ähnliche Geschichten.
Selbstverständlich musste der Verein bei fast allen Sachen eingestehen, dass sie entweder so nicht wahr waren, oder nichts mit St.Pauli zu tun hatten.
Welch merkwürdige Blüten diese ganze Geschichte zwischen Polizei und Präsidium trieb, kann gut an einem Beispiel illustriert werden: Einem der Fünf sind zweimal bei Spielen die Personalien aufgenommen worden – für die Polizei (und wohl zu Beginn auch für das Präsidium) reichte das offensichtlich, um ein Stadionverbot auszusprechen.
Die letzte Person musste Herrn Fechner nicht mehr ertragen, da dieser vorher die Gesprächsrunde verliess. Er brachte vorher Schönberg ins Spiel und wies darauf hin, dass es dem Verein schadet, wenn man mit St.Pauli-Fanutensilien irgendwo auffällt. Achso, genauso wie der Punker beim ersten Mai in Berlin im Retter-Shirt Polizisten durch Steinwürfe verletzt dem Verein schadet…
Nun, das Ergebnis ist bekannt – die fünf Stadionverbote wurden am nächsten Tag aufgehoben, da nichts Gravierendes vorlag. Die Minimalforderung wurde also erfüllt.
Zwei Sachen wollen wir dennoch anmerken. Der Verein schreibt in seiner Mitteilung an die Fans: „Gleichzeitig hat sich der FC St. Pauli bei den Betroffenen direkt entschuldigt“. Das ist jedoch genau das, was von den Betroffenen beklagt wurde. Am Tag des Gesprächs gab es keine direkte Entschuldigung.
Desweiteren fragen wir uns, warum Sven Brux einige Tage zuvor das absolute Vertrauen und eine Vollmacht in dieser Hinsicht ausgesprochen wird, die Entscheidung aber dennoch erst wieder mit Herrn Littmann abgestimmt werden musste.
Nun war erstmal Freude angesagt. Die fünf Leute durften gegen Chemnitz wieder dabei sein – dachten wir, hatten die Rechnung allerdings ohne die Polizei gemacht.
Die war von der Kunde, dass „ihre“ Ausgrenzung nicht funktionierte so angefressen, dass sie als Reaktion den Alkoholausschank gegen Chemnitz nicht genehmigte und dann zum hsv rannte, um dort die Stadionverbote einzufordern. Die Polizei ist, glaubwürdigen Quellen zufolge, ausgesprochen genervt vom FC St.Pauli und seiner Fanszene und versucht nun mit allen Mitteln gegen eben jene vorzugehen. Die Repression wird drastischer. Nun sind wir schon so weit, dass einfach so bundesweite Stadionverbote vom hsv eingefordert werden. Der hsv machte sich bekanntlich nur allzu gerne zum Erfüllungsgehilfen der Polizei und sprach gegen ein USP-Mitglied ein dreijähriges bundesweites Stadionverbot für die ersten drei Ligen aus.
Der Vorwurf, es läge ein schwerer Verstoss gegen die Stadionordnung vor, ist völlig aus der Luft gegriffen. Im Schreiben des hsv heisst es, beim Spiel des „1. FC St.Pauli“ habe die betreffende Person „mehrfach Ordner behindert und andere Zuschauer belästigt“.
Ein ungeheuerlicher und in keinster Weise haltbarer Vorwurf. Mit dem Feuer hat es auf keinen Fall etwas zu tun.
Es handelt sich um die Person, die in der Regel das Megafon macht und somit der Polizei anscheinend als eine Art Rädelsführer gilt. Es erstaunt uns, dass man uns Zivilbeamte noch und nöcher auf die Fersen schickt, uns ausspioniert wo es nur geht, und dennoch so wenig Ahnung hat.
Es ist der Polizei also vorerst gelungen, eine unliebsame Person zu entfernen. Nachdem unser Verein das Stadionverbot zurückgenommen hat, holte man sich die Hilfe eben vom hsv.
Was mit den anderen vier Personen passiert ist noch nicht klar. Fakt ist aber, dass unserem Verein in Sachen Duldung bei Heimspielen die Hände gebunden sind, denn eine solche Duldung kann nur mit Zustimmung der Polizei ausgesprochen werden – und die wird da sicher nicht sehr kooperativ sein.
Es steht also in den Sternen, wie sich das alles weiterentwickelt. Kurzfristig wird es natürlich eine Klage gegen den hsv geben, um das Stadionverbot aufzuheben. Es gibt in Deutschland keinen Präzedenzfall zu diesem Thema, da die Vereine, die Polizei und die DFL in allen bisherigen Fällen vorher einlenkten und die Stadionverbote zurücknahmen.
Es kam nie zu einer endgültigen Entscheidung zu Stadionverboten – man kann sich denken warum.
Ein paar Worte zur aktuellen Diskussion um Herrn Littmann als Präsident des FC St.Pauli wollen wir auch noch loswerden.
Wir können die Ansätze vieler Fans verstehen, die es Herrn Littmann positiv anrechnen, dass er seinen Fehler eingesehen und korrigiert hat. Obgleich wir Zweifel an seiner wahren Motivation hegen, ist das eine Reaktion, die Beachtung verdient. Wenn für einige Leute die Sache damit erledigt ist, ist das okay und absolut legitim.
Für uns ist das Tischtuch jedoch endgültig zerschnitten.
Für uns hat Herr Littmann allerspätestens mit dieser Aktion jegliches Vertrauen und jegliche Berechtigung verspielt, den Posten des Präsidenten zu belegen. Einen Posten, den er als „Fanpräsident“ mit Leben füllen wollte, die Fanszene aber bei jeder Gelegenheit vor den Kopf stiess. Eine Auflistung findet sich unter dem passenden Titel „Eine Chronik der Inkompetenz“ im aktuellen Übersteiger. Es ist nicht der erste schwere Patzer des Herrn Littmann. Es ist auch nicht der zweite oder der dritte. Die Ereignisse waren die vorhersehbare Folge Littmann’scher Logik.
Eine Logik, die sich durch die viel beschriebene fundamentale Unkenntnis von allem auszeichnet, was diesen Verein ausmacht.
Es gibt drei Säulen des Präsidentenamtes. Es sind wirtschaftliche Sicherheit, Fanszene und das Sportliche. Zwei der Säulen stimmen in unseren Augen absolut nicht. Es gab gruppenintern eine lebhafte Diskussion, wie man sich in der Hinsicht nun weiter verhalten sollte. Es wurde klar, dass nach allen dezidierten Analysen und Diskussionen einfach nur die Forderung „Littmann raus!“ bleibt – das ist unsere Meinung und Forderung, ohne wenn und aber.
Trotzdem war ebenso klar, dass diese Oppositionsarbeit anders aussehen muss, als im Stadion einen Stimmungsboykott auszurufen oder permanent Anti-Littmann-Parolen zu rufen. Wir sind der Meinung, dass die Mannschaft in dieser dramatischen sportlichen Situation jegliche Unterstützung braucht, um sich möglichst bald von den gefährlichen Plätzen der Tabelle zu entfernen. Es ist nicht einfach, die Show im Stadion mit der Wut und Trauer der letzten Zeit im Bauch auszuleben, aber die Woche hat über 10000 Minuten – genug Zeit für Anti-Littmann-Agitation.
In den 90 Minuten des Spiels geht es jedoch um die Unterstützung der Mannschaft. Im Grunde muss das sportliche Vorrang haben, denn in allerletzter Konsequenz geht es weder um Littmann, noch um USP. Es geht um den FC St.Pauli. Wir werden den Vorstand und insbesondere Herrn Littmann weiterhin kritisch begleiten.
Ein Wechsel im Verein ist für uns unabdingbar und wir halten es für falsch, das unbedingt mit einem Gegenkandidaten zu verknüpfen. Die treffende Analyse: Man muss keinen besseren Braten zubereiten können, um festzustellen, dass der vorgesetzte versalzen ist. Natürlich ist ein passabler Kandidat Gold wert, das ist ganz klar, aber Herr Littmann war auch aus dem Nichts da. Wir fragen uns: geht es viel schlechter? Man wird sehen, was die nächsten Wochen bringen. Herr Littmann ist ein Problem, doch die Repression der Polizei, die den Verein am liebsten zu ihrer Marionette machen würde, ist ähnlich schwerwiegend.
Es ist offensichtlich, dass die Polizei versucht, unsere Fanszene zu spalten und ihr zu schaden. Kriminalisierung und Willkür an allen Ecken. Von Rechtsstaatlichkeit schon lange keine Spur mehr.
Glaubt den Lügen nicht. Die letzte Zeit hat gezeigt, dass es in solchen schweren Zeiten eine riesige Solidarität unter uns allen gibt – niemand muss gegen so etwas alleine kämpfen. Wir geben niemanden auf. Erst recht nicht bei einer so schwerwiegenden, nicht hinnehmbaren Sanktion wie einem Stadionverbot über längere Zeit.
Die aktive Fanszene war sich sofort einig, dass man gegen solche Angriffe nur vereint vorgehen kann, um Polizei, Geschäftsführer und durchgeknallte Präsidenten in die Schranken zu weisen. Wir haben zusammengehalten. Wir haben etwas erreicht. Unsere Ziele sind geblieben, es sind die Ziele von heute und Morgen – bis die Repression gegen Fussballfans ein Ende hat.
Unsere ganze Achtung gilt denen, deren Namen wir nicht nennen können, weil wir sie nicht kennen, und
dem Fanladen und seinen MitarbeiterInnen,
Sven Brux,
Roger/Sprecherrat,
Passanten St.Pauli,
Skinheads St.Pauli,
Die feuchten Biber,
Südzecken St.Pauli,
No Tengo Idea,
Blunties Berlin,
Filmstadtinferno, Ultras Babelsberg,
Collectivo Babelsberg,
Schickeria München,
Fangemeinde,
Schaedel
Stefan/Kiezkicker,
Blödes Volk St.Pauli,
Fanclub Blindenfahne,
Kapeiken St.Pauli,
Fanclub 42
West Brigade
BWU St.Pauli
Fanclub Kopfschuss
Aktion Süd
Arschrock St.Pauli
Brune Stjerne St.Pauli
www.niemand-siegt-am-millerntor.de
www.welcome2hell.de
www.h1910.de
www.stpaulifanclub.de
www.singing-area.de
www.sanktcliff.de
FORZA SANKT PAULI!
ULTRÀ SANKT PAULI,
APRIL 2004
Be First to Comment