Am Freitag gewann St.Pauli gegen die Amateure von Bayer 04 Leverkusen überaus glücklich mit 2:1.‘,‘
Nachdem die Hinfahrt aufgrund des Ferien- Endes in einigen Bundesländern mehr stockend als bewegt ablief, änderte sich dieses am kleinen Leverkusener Haberland- Stadion, welches direkt neben der BayArena liegt, schlagartig.
Bei einem Amateurspiel gab es wohl noch nie derartig skurril anmutende Einlasskontrollen mit einem derartigen Gefummel. Die Ordner nahmen ihren Job wirklich sehr ernst. Schuhe mussten ausgezogen werden, der Übersteiger (St.Pauli- Fanzine) durchgeblättert werden, je nach Länge der Kopfhaare diese mehr oder weniger ausgeschüttelt werden- es könnte sich ja jemand eine scharfe Waffe in jenem Haar, in den Schuhen oder zwischen den Seiten des Übersteigers versteckt haben. Üblicherweise dauern die Einlasskontrollen bei einem Fußballspiel vielleicht pro Person 30 Sekunden- in Leverkusen nahmen die Ordner, die netterweise auch leicht martialisch auftraten, sich auch gerne mal drei Minuten pro Person zur ausgiebigen Leibesvisitation Zeit.
Nun denn, zum Spiel. St.Pauli begann überzeugend, auch wenn die Leverkusener unglaublich stark aufspielten. So gehörten die ersten 15 Minuten praktisch komplett den Leverkusener Amateuren. Erste Gedanken an 1997, als St.Pauli in der ersten Runde des Pokals mit 5:3 gegen Carl Zeiss Jena ausschied, schossen einigen bereits wieder durch den Kopf. St.Pauli begann die Saison doch so stark, so spielerisch und kämpferisch überzeugend- sollten sie nun ausgerechnet gegen einen Amateur aus der ersten Pokalrunde gekegelt werden? Es sah jedenfalls zunächst danach aus- Babic schoss in der 18.Minute an den Pfosten, wenig später war es „Marquinhos“, der aus sechs Metern freistehend vergab. Der Spitzenreiter der Zweiten Liga in einem erschreckendem Zustand- so viel wie in den ersten beiden Ligaspielen gelang, so wenig wollte jetzt gelingen.
St.Pauli schoss dann aber doch recht schnell das Führungstor: Klasnic umkurvt nach einem Pass von Stanislawski in der 31. Minute cool den Leverkusener Keeper und locht ein. Als es dann durch ein weiteres Tor von Rahn, nachdem der Referee die Vorteilsregelung klasse ausgelegt hat (Rath war im Strafraum gefoult worden) in der 38l Minute bereits 2:0 steht, sieht zunächst alles wieder nach dem mittlerweile gewohnten Schützenfest von St.Pauli aus.
Aber der Pokal hat bekanntlich seine eigenen Gesetze- und demzufolge kommt es „ein wenig“ anders. Bereits drei Minuten nach Wiederanpfiff steht es plötzlich nur noch 1:2- „Marquinhos“ (erneut) schießt auf Tor, Weber greift unglücklich daneben- und die Leverkusener Amateure wittern mal wieder enorme Morgenluft.
In den letzten 45 Minuten (mit Nachspielzeit) spielt wirklich ausschließlich Leverkusen. St.Pauli bringt keinen Torschuss mehr zustande, Pässe kommen nicht mehr an, und auch kämpferisch scheinen die Amateure den Profis von St.Pauli einiges voraus zu haben, gehen weit entschlossener in die Zweikämpfe rein.
Das St.Pauli- Tor steht permanent unter Leverkusener Beschuss. St.Pauli hat, wie gesagt, in der gesamten zweiten Spielhälfte keine nennenswerte Chance mehr. Kurz vor Ende der Partie dann noch eine enorme Schrecksekunde für den Anhang, als Bürger erst auf der Linie einen Schuss der Leverkusener abwehren kann. Dann wird das Spiel endlich abgepfiffen, St.Pauli ist glücklich weiter.
Am Abend nach dem Spiel muss dann die Reeperbahn noch für eine Stunde voll gesperrt werden, weil feiernde Fans einen spontanen Autokorso gebildet haben- für mich nicht ganz nachvollziehbar. Klar, St.Pauli hat eine optimale Ausbeute aus den bisherigen Pflichtspielen abgeliefert- zu feiern gab es nach dem Pokalspiel allerdings wirklich nichts, dafür war das Spiel in der zweiten Hälfte einfach zu wenig überzeugend. St.Pauli ist durch einen glücklichen Sieg gegen aufopferungsvoll spielende Amateure weiter im Lostopf- mehr nicht.
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