Nachfolgend eine Beschwerde über einen Vorfall im Block beim Fürth-Spiel. Schade, daß da keiner eingegriffen hat. Solange Leute in anderen Vereinsfarben unsere Mannschaft anfeuern finde ich das ok, bedenklicher fand ich das Gegröhle der Nürnberg-Fans „Hört ihr das Gestöhne, hört ihr das Gestöhne – Fürther Fans sind Hurensöhne“. Beides sollte nicht unser Niveau sein.
Offener Brief an alle für uns erreichbaren St.Pauli-Fans
Was mein Sohn (15) und ich (53) am letzten Sonntag in Fürth erlebten, kotzte uns nicht nur tierisch an, es stimmte uns auch sehr nachdenklich.
Was war passiert? Wir kamen etwas zu spät zum Spiel und stellten fest, dass der Gästeblock schon gerammelt voll war. So stellten wir uns in einen Bereich, in dem wir gerade Platz fanden. Da uns die Stimmung in diesem Bereich zu lasch war, wechselten wir in der Halbzeit in einen anderen Teil des St.Pauli-Blocks. Kaum standen wir dort, schnauzte einer der sogenannten Fans ziemlich aggressiv meinen Sohn mit den Worten an: „Ey, du Penner, zieh Deine Jacke aus oder verpiss Dich, du Arsch.“ Grund für diese Verbalattacke war die Tatsache, das sich mein Sohn sowohl als Dortmund-Fan als auch als St.Pauli-Fan versteht. Eine Tatsache, die widersprüchlich erscheint, die ich in seinem Alter aber durchaus nachvollziehen kann und auch für legitim halte. Bis dato hatte er auch kein Problem, seine Zweigleisigkeit (die ja gerade bei diesen beiden Vereinen sehr widersprüchlich und durchaus diskussionswürdig ist) auch nach außen zu demonstrieren. Dies äußert sich an den Aufnähern an seiner Jeansjacke, an der sowohl Dortmund- als auch St.Pauli-Aufnäher angebracht sind. Er hat in den vergangenen Jahren (auch am Millerntor) nie Probleme mit seinem Outfit bekommen. Mit der einen oder anderen flaspigen oder auch kritischen Bemerkung konnte er gut umgehen.
Dass diese Tatsache jedoch der Grund zu hasserfüllter Agressivität im eigenen Fanblock ist, hätte ich nicht für möglich gehalten. Doch der Reihe nach: Nachdem wir die erste Bemerkung noch kommentarlos ignoriert hatten, schoss aus den Reihen hinter uns ein schmächtiger Typ auf meinen Sohn zu und versuchte ihm unter lautstarken Beschimpfungen die Jacke vom Leib zu reißen. Nur dank der besonnenen und defensiven Reaktion meines Sohnes (er ist immerhin 1,85m groß und ziemlich kräftig) eskalierte die Situation in diesem Moment nicht. Nach dieser Attacke schaltete ich mich (als äußerlich „reinrassiger“ St.Pauli-Fan) in die Auseinandersetzung ein und versuchte die Situation zu deeskalieren, indem ich diesem Menschen die Hintergründe für die beiden verschiedenen Aufnäher zu erklären versuchte. Offensichtlich verursachte ich hiermit das genaue Gegenteil, nämlich noch mehr Aggression. Dieses Menschlein (er ging mir mal gerade bis zur Brustwarze und nur die Tatsache, dass er eine Stufe höher stand als ich, befähigte ihn dazu, von Angesicht zu Angesicht mit mir zu kommunizieren) plusterte sich in dem Bewußtsein der Unterstützung seiner Freunde vor mir auf wie ein Pfau und fragte mich schreiend, „ob ich denn überhaupt aus Hamburg sei?“. Als ich diese Frage mit der Gegenfrage beantwortete, ob dies Voraussetzung für einen St.Pauli-Fan sei, schrie er mich noch lauter in Unkenntnis meiner Herkunft an: „Du Scheiss-Franke!!“ und versuchte erneut, meinem Sohn die Jacke herunterzureissen.
Nachdem ich ihn freundlich (ehrlich!) darüber aufklärte, dass ich auch kein Franke, sondern ein Nordrhein-Westfale sei, der seit mehr als 20 Jahren in Baden-Württemberg lebt und es mir im übrigen scheißegal sei, wo jemand herkommt, drohte der junge Mann überzuschnappen. Dies erkannten wohl auch seine Kumpel und zogen ihn aus dem Verkehr, gaben uns jedoch sehr deutlich zu verstehen, dass sie prinzipiell keine andere Meinung zu uns hatten als ihr Rumpelstilzchen.
Dieser Umstand ärgerte mich am meisten. Einzelne Spinner gibt`s in jedem Fanblock, dass sich jedoch die ganze unmittelbare Umgebung mit diesem Verhalten identifizierte, machte mich doch sehr nachdenklich.
Für diesen Tag hatten wir zunächst mal die Schnauze gestrichen voll von St.Pauli-Support, sodass wir noch vor Beginn der zweiten Halbzeit das Stadion entnervt verliessen und die 200km nach Hause zurückfuhren.
Naja, vielleicht war ich ja bisher ein bisschen naiv, aber bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich von den St.Pauli Fans (vor allem aus eigenem Erleben heraus) einen ganz anderen Eindruck. Was mich immer beeindruckt hat, war die Tatsache, dass während eines Spiels nie offen aggressiv gegen die Fans der gegnerischen Mannschaft angefeuert, sondern ausschließlich die eigene Mannschaft unterstützt wurde, dass eine wesentlich höhere Toleranzschwelle als in anderen Fan-Blöcken spürbar war. Diesen Eindruck muss ich nun korrigieren. Obwohl ich immer noch glaube, dass dies für 90% der Fans zutrifft, stelle ich fest, dass es in den Reihen der St.Pauli-Fans Idioten gibt wie in jedem anderen Fußballclub dieses Landes auch.
Diese Pseudo-Linken, Pseudo-Gesellschaftskritischen und Pseudo-Radikalen sollten sich mal fragen lassen, wem sie da zujubeln und wieviel die Jungs da unten verdienen. Sicher weniger als in anderen Bundesligavereinen, sich jedoch vorzugaukeln, dass der FC St.Pauli nach wesentlich anderen wirtschaftlichen Kriterien geführt wird, als andere Vereine, kann nur jemand glauben, der die sportpolitische Blindenbrille trägt. Wenn die Spieler nur von dem leben müßten, was diese Fans finanziell in den Verein einbringen, könnten sich die Spieler vermutlich noch nicht einmal die Nutella leisten, die sich morgens aufs Brötchen (Verzeihung: Rundstück) schmieren. Ich leugne nicht, dass in diesem Verein inhaltlich einiges anders gehandhabt wird als woanders und dass die Fans ein anderes Gesellschaftsbild vertreten (was mich letztendlich auch zum Fan dieses Vereins gemacht hat), aber wer glaubt, dass SECURVITA und ASTRA den Drang haben, volkseigene Betriebe zu werden, sollte sich doch mal etwas näher mit den finanziellen und sportpolitischen „Zwängen“ (nicht nur) der Fußball-Bundesligavereine auseinandersetzen. Wer die reine Lehre vertritt und dazu noch den schon fast „arischen“ Anspruch hat, dass man nur als Hamburger Bürger Fan des FC St.Pauli sein darf, wer bereits beim Anblick eines anderen Vereinsabzeichens aggressiv wird und völlig ausflippt, der sollte entweder zum Psychiater gehen oder sich doch mal ernsthaft fragen lassen, ob er nicht einem faschistoiden Hintergrund aufsitzt. Manchmal würde mich schon interessieren, was in solchen Spatzenhirnen vorgeht.
Vielleicht kommt ja beim nächsten Fanclub-Treffen von diesen „Fans“, die wir am Sonntag erleben durften, der Vorschlag, dass in Zukunft nur noch Hamburger Fans braune T-Shirts und Trikots tragen dürfen (eine fast schon frivole Vorstellung), während Baden-Württembergische St.Pauli-Fans durch blaue, Fränkische durch grüne, Politische durch rote und Schwule durch rosa Dreiecke an der Jacke gekennzeichnet werden. Und wenn die nicht spuren, dann könnte man sie ja mal nach chilenischem Vorbild in die verhasste AOL-Arena bringen…..
Zugegeben, das ist ein bisschen dick aufgetragen, aber konsequent zu Ende gedacht, kann man bei einer Verhaltensweise, wie wir sie erlebt haben, schon mal auf solche Gedanken kommen. Im Moment herrscht bei uns beiden Ratlosigkeit darüber, wie wir in Zukunft weitermachen sollen. Einerseits stehen wir zum Verein und möchten dieser Sorte Fans auch nicht unbedingt das Feld kampflos überlassen. Andererseits sind wir beide auch nicht gerade scharf darauf, uns als Penner, Ärsche oder Modefans (uns zu rechtfertigen, warum wir keine Modefans sind, halten wir in diesem Rahmen für überflüssig) im eigenen Block betiteln zu lassen und uns auch noch körperlichen Attacken auszusetzen.
Hallo Leute,
ich finde jeder sollte sich einfach ruhig verhalten und seinen Verein anfeuern. Dieses ewige Fangerangel ist doch nur scheiße.
Alle habe die gleiche Leidenschaft, den Fußball und da gibt es nun mal Fans die für einen anderen Verein sind. So ist das nunmal.
Gruß vom
FC St.Pauli Fanclub | ::. Braun-Weisse-Apple .::
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Leider ticken manche Fans immer etwas aus.
Aber letztendlich finde ich solche Kommentare nicht ganz so schlimm wie Schlägerreihen.
FC St.Pauli Fanclub | ::. Braun-Weisse-Apple .::