Eine denkwürdige Niederlage. Eine Niederlage, die Mut und Lust macht. Lust auf mehr St.Pauli, Lust auf mehr Punkte!
Es war wirklich schade, dass der Ausgleich nicht mehr gelangt, denn er wäre möglich und irgendwie auch verdient gewesen. Spielte Dortmund teilweise in der 1. Halbzeit St.Pauli teilweise nach belieben aus- konnten die das in der 2. Halbzeit nicht mehr so weiterführen und gerieten in der Schlußphase gar noch mächtig unter Druck.
Zunächst sah es noch nach einer deftigen Klatsche für St.Pauli aus, als bereits nach 12 Minuten das 1:0 vom Dortmunder Neueinkauf, dem Millionenmann Ewerthon erzielt wurde. Das hatte was von Zauberfußball vom anderen Stern- den Ball in der Luft annehmen, 2 Meter hochschießen, währenddessen um die eigene Achse drehen und abziehen- geil, einfach nur geil.
St.Pauli wirkte nach diesem frühen Rückstand aber keineswegs geschockt- schon vorher spielten sie frech mit. Das taten sie auch jetzt, nach dem Rückstand- bis dann Dortmund immer mehr das Heft in die eigene Hand nahm und St.Pauli immer mehr in die eigene Hälfte zurückdrängte.
So war es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass Dortmund bereits in der 32. Minute verstärkt auf den Ausbau der Führung hinarbeitete, als Amoroso den Pfosten anschoss. Dadurch war St.Pauli nun wohl etwas geschockt, so dass dann in der 33. Minute Jan Koller eine Flanke von rechts zur Dortmunder 2:0 Führung aus kurzer Distanz einköpfen konnte. Das vorher noch eine (passive) Abseitsstellung vorlag, schien die St.Paulispieler nur noch mehr verwirrt zu haben.
Gut, dass St.Pauli, wie üblich, erst einen Rückstand in dieser Höhe brauchte, um zu merken, dass das Spiel bereits angefangen hat. Und dementsprechend drehten die in der 2. Hälfte dann so richtig auf. Eine Chance jagte die nächste, Dortmund spielte keinesfalls schlechter wie in der 1. Halbzeit, konnte nun aber dennoch nicht mehr die entscheidenden Akzente setzen. Jedenfalls nicht, was das spielerische angeht.
So war es bezeichnend, dass Bürger zwar einen Elfmeter verursachte, Koller aber nur dazu fähig war, diesen weit rechts am Tor vorbei zu kullern.
Auffällig wurden auch noch andere Dortmunder Spieler- beispielsweise Evanilson und Metzelder in der 71. Minute. Einer dieser beiden foulte übelst einen St.Paulianer, und sah dafür dann nur die gelbe Karte (wäre das Foul andersherum gewesen, wäre es sicherlich Rot gewesen…). Das führte zu einer gewissen Aufregung, in deren Verlauf sich der andere Dortmunder dazu hinreissen liess, Kolinger(?) umzustossen- wofür es auch wieder nur Gelb gab. Komische Schiedsrichterentscheidungen. Und Sammer stürmte in deren Folge auch noch auf den Platz (um Evanilson wegzuschicken). Naja, für die Unbeherschtheit des Platzsturms durfte wenigstens er Platz bei den Dortmundfans einnehmen- toll, ein Trainer sah Rot, die Spieler, die wesentlich heftiger foulten nur Gelb…
Apropo Dortmundfans- die hörte man auch nur bei ihren Toren. Nichtmal ausverkauft war es bei denen im Block, es kamen 300 Karten aus Dortmund zurück, die sich dann wohl ein paar St.Paulifans schnappten. Die kamen dann im weiteren Spielverlauf auch noch auf ihre Kosten.
St.Pauli bestimmte nämlich fortan eindeutig das Spiel und hatte Chance um Chance. In der 76. Minute gelang Meggle dann endlich der 1:2- Anschlusstreffer. Der Schuss, den er aus etwa 20 Meter abfeuerte, schlug unhaltbar in Dortmunds Kasten ein. Blur! Song 2! Endlich!
Das Stadion bebte, es wackelte und staubte, was für ein geiler Roar. Schade, dass nicht noch der Ausgleich fiel, dann hätten wir uns die Abrisskosten einsparen können. 😉
Fast kam es noch dazu- Bajramovic knallte einen Schuss aufs Tor, den Dortmunds Torhüter noch mit den Fingerspitzen an die Latte abwehren konnte.
Wie viele Lattentreffer wir wohl diese Saison noch erzielen werden? Wenn ich es jetzt richtig überblicke, haben wir 3x gegen Rostock, 1x in Wolfsburg und jetzt 1x gegen Dortmund die Latte getroffen, richtig?
Aber auch wenn es bei einer Niederlage blieb- diese Niederlage machte Mut. St.Pauli hat diese Saison noch nie hoch verloren, ist nie wirklich eingebrochen, und wir haben bereits gegen Leverkusen, Hertha, Bayern, Schalke und Dortmund gespielt. Auch bei einem Rückstand scheint sich das Team nie richtig aufzugeben. Auch stimmt unser Umfeld- wo woanders das eigene Team bereits vor dem Anpfiff von den eigenen „Fans“ gesanglich demoralisiert werden („Wir sind Hamburger, und Ihr nicht!“, „Wir haben die Schnauze voll!“ etc.), werden die Spieler bei uns nach einer unglücklichen Niederlage mit klasse Aufholjagd wie woanders nach einem Sieg gefeiert. Was war das ein geiles Gefühl, bei einem Dortmundsieg nach Abpfiff nur die St.Paulifans im Stadion zu hören. 🙂
Jetzt kommen die lösbaren Aufgaben, und spätestens nach dem Derby sind wir besser als der hsv! Gehen wir den „Betriebsunfall 1. Bundesliga“ weiterhin mit soviel Freude an!
St. Pauli:
T. Bulat – H. Stanislawski – D. Baris (46. Z. Bajramovic), M. Amadou, C. Gibbs – D. Kolinger (46. C. Rahn), J. Kientz, H. Bürger – T. Meggle – M. Rath, M. Marcao (65. Y. Adamu)
Dortmund:
J. Lehmann – C. Metzelder, J. Kohler – S. Oliseh – A. Evanilson, H. Ewerthon, L. Dede – L. Ricken, T. Rosicky (81. M. Stevic) – J. Koller (90. A. Madouni), M. Amoroso (58. F. Bobic)
Schiedsrichter:
Peter Sippel (München)
Tore:
0:1 Ewerthon (12.), 0:2 Koller (32.), 1:2 Meggle (76.)
Zuschauer:
21.735 (Ausverkauft, wie üblich)
Gelbe Karten:
Ricken (31.), Meggle (61.), Rosicky (63.), Evanilson (71.), Metzelder (71.), Bürger (74.)
Rote Karten:
Sammer (71.) nach Platzsturm
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