Tja, was war das denn? Außer viel Regen, mieser Stimmung, fliegenden Bengalos von Rostockhools, drei Aluminiumtreffern von St.Pauli und einer verpennten ersten Halbzeit war da nicht viel…
Ein Spiel dauert bekanntlich mindestens 90 Minuten- und so machte man sich auch keine großen Sorgen, als bereits nach den ersten Minuten St.Pauli der erste Aluminiumtreffer gelang. Auch nicht, als Rostock mit ihrer ersten Chance gleich das 0:1 erzielte. Sorgen machte ich mir erst, als in der ersten Halbzeit nach dem 0:1 jede Gegenwehr ausblieb.
Sorgen machte ich mir, weil von den schweigenden Massen nichts kam. Es reicht nicht, nur bei einem Heimspiel den Gegner durch die Gesangslautstärke in die Richtung zu beeinflussen, dass er sich keine Aktionen mehr zutraut. Es war deprimierend, 90 Minuten (bzw. eher mehr, denn auch vorm Spiel war nichts los) anhören zu können, wie man im eigenen Stadion in Grund und Boden gesungen wird. Ein Gefühl, was ansonsten nur die Heimteams kennen, wenn wir auswärts spielen. Und nun komme mir bitte niemand mit der Ausrede, das läge am Bierverbot. Das ist absolut lächerlich, wie viele Bier trinkt Ihr denn sonst in der halben Stunde vorm Spiel? Und besoffen hättet Ihr Euch auch auf dem Dom machen können. Das war so dermaßen mies, immer nur diese Rostocker zu hören. 🙁
Die Rostocker waren eh ein seltsames Völkchen. Wie oft haben die mit brennenden Bengalos aufs Feld geworfen, so dass das Spiel unterbrochen werden musste, wie viele Bengalos haben die in ihrem Block gezündet, ohne dabei zu bemerken, dass das einzige, was sie eingasen, der einzige Block ist? Haben die ihr Tor gesehen? Interessant auch, dass die Grünen nun scheinbar die Gästefans im Griff hatten- wiese war das vor zwei Wochen nicht möglich?
Tja, das Tor- da habe ich eines von Rostock gesehen und drei bis vier von St.Pauli gehört. *Pleng*, der miese Klang eines Balles, der an den Pfosten knallt. Und sonst? Viel gedribbel, immer einen Pass zuviel, so dass der Ball wieder an den Gegner verloren wurde. Es hat in Strömen geregnet- war da der Ball und Platz nicht eventuell ein klein wenig feucht? Bietet sich bei so was nicht an, vielleicht einfach mal aus der zweiten Reihe zu schießen? Oder überhaupt mal zu schießen? Was sollen diese ganzen Querpässe vor dem Kasten? Das sah zu oft nach „Ich will nicht, probier Du, oder gib den doch auch gleich an den Gegner ab“ aus. Zu oft wurde der Ball in aussichtsreicher Position nicht auf den Kasten, sondern zum Gegner gespielt.
Überhaupt war das Spiel St.Paulis bis zum Strafraum teilweise wirklich nett anzusehen- eben nur bis zum Strafraum. Dort wurde dann vertendelt- wieso hat man bei den Stürmern offenbar nicht auf Ballsicherheit geachtet?
FC St. Pauli – FC Hansa Rostock
12.08.2001 17:30 Uhr
St. Pauli:
T. Bulat – M. Amadou, H. Stanislawski, A. Trulsen (67 T. Konetzke) – O. Held, U. Inceman (67 D. Baris), H. Bürger, C. Rahn – T. Meggle (46 Z. Bajramovic) – M. Rath, M. Cenci
Rostock:
M. Schober – S. Benken, A. Jakobsson, K. Oswald – R. Rydlewicz, M. Lantz (90 R. Schröder), D. Hirsch, R. Maul (76 D. Hill) – M. Weißhaupt – M. Beierle, B. Salou (65 A. Di Salvo)
Schiedsrichter:
Michael Weiner (Hildesheim)
Tore:
0:1 Beierle (20.)
Gelbe Karten:
Rath (35.), Maul (35.), Di Salvo (69.), Rahn (78.), Rydlewicz (85.), Stanislawski (86.)
Ecken: 5 : 7, Chancen: 8 : 5
Tja, dem ist wenig hinzuzufügen. Ein Rostocker Sieg bei Hamburger Wetter. Was gegen Hertha noch gut geklappt hat, nämlich, daß der Funke durch permanentes Gegrätsche vom Feld auf die Tribüne übersprang, hat Hansa diesmal erstklassig verhindert. Die haben unseren Jungs in der ersten Halbzeit den Schneid abgekauft!
Das wiederum hat den Mob von der Ostsee natürlich animiert, ihr begrenztes Repertoire zum Besten zu geben. Im Prinzip 2:0 für Rostock: auf dem Rasen und auf den Rängen. Traurig aber wohl wahr (wenn meine Wahrnehmung nicht verzerrt war – wovon auch? Alkoholfreiem Bier?).
Und der fehlende Mut für Fernschüsse? Warum? Wird bei uns jeder Spieler ausgepfiffen, der die Pille mal in die Wolken jagt? Sind wir schon so weit?
Einen Tadel muß ich noch an die Organisation los werden: man mußte 45 Minuten vor den Toren anstehen. Selbst wenn man eine Stunde vor Anpfiff kam. Jeder weiß, daß das Spiel ausverkauft war, jeder kann sich denken, daß nicht jeder Fan 4 Stunden vor Spielbeginn bei diesem Sauwetter im Stadion ist.
Bleibt nur die Hoffnung auf das nächste Spiel.
Die Stimmung war, meiner Meinung nach, wegen des kastrophalen Auftritts der Pauli-Elf so schlecht. Ich glaube allerdings auch weniger an das gute Mittelfeldspiel. Dieses und das „Abwehr-Gebolze“ habe ich lange nicht mehr gesehen. Die Angriffe lagen dagegen ganz gut.
Es kann einfach nicht sein, dass Bälle so mies angenommen und gehalten werden. Somit war bei jeder zweiten Ballannahme sofort die Rostoker zur Stelle, welche sofort den Ball wieder gewannen. Es war schrecklich anzusehen. Wer das fehlende Vollbier als Grund für die schlechte Stimmung vermutet, interessiert sich offenbar wenig für das Spiel. Über den Dreck im Gästeblock möchte ich mich nicht äußern. Die hilflose Rechtfertigung von Funkel für dieses angereiste Pack war umsonst.
Keine Antwort, eher ne Frage: Was hat Funkel denn genau gesagt? Würde mich mal interessieren.
Trotz, dass ich beim Spiel war, musste ich mir die Sendung „ran“ aufnehmen. Daher kenne ich die Reaktionen Funkels. Funkel wurde vom Reporter auf die „rauchenden“ Hansa-Fans angesprochen. Funkel appellierte an die Rostocker, solche Aktionen in Zukunft zu unterlassen. Denn schließlich würde das ein schlechtes Licht auf den Verein werfen. Aber schließlich, so Funkel, seien die Fans ja harmlos und sonst so euphorisch für ihre Mannschaft. Bei mir klang das wie, als wäre der Auftritt der Hansa-Hools ein Ausrutscher gewesen.
Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß man es vielleicht einfach in Kauf nehmen muß, daß in Rostock eine andere Fankultur herrscht als auf dem Kiez. Damit meine ich ausdrücklich NICHT die politische Ausrichtung einer zur Mehrheit aufgebauschten Minderheit der Hansa-Fans, sondern das Zünden von Rauchbomben und Bengalos. Der Rauch ist natürlich alles andere als angenehm, aber es könnte schlimmer kommen, denke ich. Was anderes ist es allerdings, wenn brennende Gegenstände aufs Spielfeld geworfen wurden. Da müssen die Ordnungskräfte beim nächsten Mal ein bißchen schärfer kontrollieren.
PS: Ich weiß zwar nicht, was noch alles vorgefallen ist, aber die gesamte Schar der Hansa-Anhänger als „Pack“ zu bezeichnen, geht mir doch etwas zu weit. Als ich vorm Spiel über den Dom schlenderte, sah ich nämlich eine ganze Reihe normaler Gästefans, die einfach nur ihre Mannschaft anfeuern wollten. Aber vielleicht waren die „Hansa-Hools“ da schon im Block.