Die Tagesschau bloggt
Wer auch mal ein wenig Mitleid mit armen Tagesschausprechern haben möchte, oder einmal „hinter die Nachrichten“ schauen will, kann dieses auf blog.tagesschau.de tun. (via wohin.heute.de, man höre und staune- wobei das heute.org und nicht heute.de sein soll, andererseits aber über jene Subdomain erreichbar ist, das muss man nun auch nicht verstehen…).
Und falls Ihr mal wieder irgendwann Langeweile haben solltet, könntet ihr ja eure Zuschauer mal über die Tagesschaualternative „Weblog“ aufklären, da geht es wunderbar unrecherchiert zu, es wird genauso abgeschrieben wie von Presseagenturen und Meldungen über irgendwelche Virenepedemien bei Internetrechnern werden auch deutlich schneller kommuniziert. 😉 Dafür reicht dann aber auch 30 Sekunden Extrazeit (man, nutzt doch mal „mod_rewrite…) nicht aus, wenn ich mir meinen Spam- und Virenfolder so ansehe, müsste es dafür beinahe täglich mindestens so viel Sendezeit wie für die Meldung, dass heute wieder Bomben im Irak hochgingen, eingeräumt werden. (mehr …)
CalvinBasti 09:43 am 11. Januar 2007 permalink |
Mit der Anzahl der Irak-bezogenen Themen scheint es sich proportional zur Seriösität der Sendung zu verhalten. Es gehört für viele halt zum Tagesgeschehen, auch wenn es sie im geringsten selbst betrifft oder überhaupt nur zu interessieren hätte. Für detailiert recherchierte Berichte, in denen auf nicht-dem-Einheitsbrei-zuzuordnenden Themen eingegangen wird und vielleicht auch persönliche Schicksale aufgezeigt werden soll Platz in anderen Formaten sein.
Der Anspruch ist halt, Nachrichten zu vermitteln, ohne das drumherum. Die Frage, was die Menschen interessiert scheint beantwortet zu sein, gefragt wurde ich dazu selbst aber komischerweise noch nicht. Wie wohl die meisten. Man scheint des Zuschauer auch einfach nicht überfordern zu wollen. Wie schlimm wäre es, müsste man am Stammtisch vom vom „Steuerchaos“ und „Dem Buschtypen“ da abstand nehmen und sich damit beschäftigen, dass es auf der Erde mehr als 20 Länder gibt – in denen dann auch noch etwas passiert!
Geben wir uns doch einfach damit zufrieden, dass das Erste zu Beginn des dritten Irak-Krieges nicht durchgehend schwammige Restlichtverstärker-Live-Aufnahmen sendete …
Kiezkicker 12:44 am 11. Januar 2007 permalink |
Das ist perse ja auch nicht falsch, eine Nachrichtensendung soll zwar auch dokumentieren, ist perse aber dennoch was anderes wie eine Dokumentation. Aber es gibt doch trotzdem in anderen Ländern Dinge, über die man berichten könnte – seien es Bürgerkriege, Machetenkämpfe in Bananenplantagen 😉 oder was weiß ich (ich weiß es eben nicht, denn es kommt nicht in den News…).
Faktisch ist es jedenfalls so (oder kommt mir zumindest so vor), dass ein Großteil der News sich ausschließlich mit den aufgezählten Regionen beschäftigt, und das würde im Umkehrschluß bedeuten, daß in den anderen Regionen nichts passiert, was ich aber für relativ unwahrscheinlich halte… Wir sind weder der Irak, noch Afganistan, noch die USA, und dennoch nehmen die überproportional viel Sendeplatz in den Newssendungen ein (das betrifft aber ja nicht ausschliesslich die ARD, die sind halt die mit den bekanntesten Newsformat).
Dazu muß man vielleicht erwähnen, dass ich selbst gar keinen Fernseher besitze, aber es gibt ja auch anderweitige Möglichkeiten, bspw. bei Bekannten, die Sendungen zu schauen, aber wenn ich sie dort schaue, kommt halt immer der Bombenanschlag, dann was über die USA, dann Deutschland – und dann Wetter. Da habe ich als fernsehloser nicht das Gefühl, großartig zu verpassen, was so in der Welt geschieht. 😉 Wenn man wissen möchte, was ausserrhalb den paar Ländern geschieht, muss man ja quasi schon auf Indymedia schauen, da wird wenigstens gelegentlich berichtet, was in anderen Ländern grade akut geschieht – wäre eigentlich das, was ich von einem Nachrichtenformat erwarte, was sich als das Flagschiff bezeichnet.
LOL. Na, wenn das schon ein Qualitätskriterium ist oder sein soll. ;-))
CalvinBasti 15:20 am 11. Januar 2007 permalink |
Ich stimme dir auch zu. Und auch ich finde es schade, wenn im Freundeskreis wieder einmal über zwei Tote im Irak debattiert wird, man dann das Wort „Tschetschenien“ einwirft und die Mehrheit denkt, es handle es um ein osteuropäisches Backtriebmittel. Ich denke, das Problem ist, dass sich erstens niemand traut, diesen Schritt in die Ungewissheit zu wagen, und dass es zweitens sehr viel schwerer sein wird, außerhalb von Irak und Co. zu recherchieren. Die DPA-Meldung kommt so oder so zu einem, der Bericht über das Colakartell in Südamerika eher nicht.
Das Internet bietet uns nun glücklicherweise die Möglichkeit, über das informiert zu werden, über das wir informiert werden wollen. Das Problem dabei ist allerdings, dass die Quellen, die wir da haben, was meist bLog-Schreiber oder angehende Journalisten sind, nicht zwangsläufig neutral an eine Sache herangehen.
Ich glaube wirklich, dass es das bald sein wird. Dass das typisch-amerikanische Newsformat in Deutschland nicht unbedingt funktioniert ist mir bewusst, eine schrittweise Anpassung ist in den letzten Jahren allerdings festzustellen.
Verwunderlich auch, dass wir, im (ehemaligen) Herzen Europas mehr Nahost- als Europa-bezogene News haben. Dass in einer Gesellschaft wie der US-Amerikanischen eher wenig Platz für andere Themen, besonders solche, die zum Denken anregen würden, ist scheint offensichtlich. Aber sogar dort wird dann und wann aus den, nicht gerade vielen, Nachbarländern berichtet.