Polizeiüberfall auf Jolly Roger/ Sondersitzung des Innenausschusses
Mit Fassungslosigkeit ist unsere Gemütslage noch unzureichend beschrieben, die uns am heutigen Morgen überkam, nachdem wir Berichte über die gestrige Sitzung des Innenausschusses zur Kenntnis nehmen mussten.
Dort sagte Einsatzleiter Born unter anderem: „Die Beamten wurden aus der Kneipe heraus mit Flaschen, Gläsern, Barhockern und Glasaschenbechern beworfen.“ Die Polizisten hätten sich mit Pfefferspray gewehrt.
Alleine die mittlerweile öffentlich zu betrachtenden Videos beweisen deutlich, dass sich da niemand gewehrt hat, sondern dass die Polizei massiv Gas in das Lokal gesprüht hat, ohne eine Vorgeschichte wie oben erwähnt.
Auch kein Wort davon, dass oder warum man einem vor dem Lokal stehenden Gast mit einem Tonfa vier Zähne ausgeschlagen hat.
Ebenfalls lesen wir nicht den Hauch von Selbstkritik, ob bei dem Einsatz alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Ein Gedankengang, den wir selbst der Hamburger Polizei nach einer Demonstration mit 4.000 Teilnehmern am vergangenen Freitag zugetraut hätten.
Stattdessen fortwährendes Beharren auf der Rechtmäßigkeit eines Vorgehens, welches viele Menschen in dieser Stadt und darüber hinaus empört.
Fast schon komödiantisch (obwohl uns beileibe nicht zum Lachen ist) mutet Borns Aussage an, wenn man sich vergegenwärtigt, dass es physikalisch fast unmöglich ist, die genannten Gegenstände durch den schmalen Eingang des Jolly Roger zu werfen. Stammgast Rollo F.: „Ich wette acht Cola und acht Bier, dass Herr Born es nicht schafft, nachts um 2 nach fünf Stunden Party aus drei Metern Entfernung einen Barhocker durch die Tür zu werfen.“
Ist die Aussage vor dem Innenausschuss das Ergebnis des stümperhaften Ausspähversuchs vom letzten Mittwoch? Wie bereits berichtet, haben in der vergangenen Woche zwei Zivilbeamte des PK16 das Jolly Roger unter dem mehr als peinlichen Vorwand ausgekundschaftet, angeblichen Beschwerden von Gästen über verschmutzte Toiletten nachzugehen.
Nachdem die Suche nach vermeintlichen Fluchtwegen für Straftäter nicht erfolgreich war, hat man sich jetzt offenbar intern auf die Erfolg erfolgversprechendste Ausrede festgelegt, nachdem zuvor bereits zwei andere Versionen des Hergangs verbreitet wurden. Zunächst war es ein von einem Journalisten geworfener Böller, dann Flaschen und nun Barhocker. Was kommt als Nächstes? Blendgranaten? Atombomben?
Wie auch immer, Hand in Hand mit den Opfern nehmen wir zur Kenntnis, dass die Polizei offensichtlich nicht willens ist, den skandalösen Vorgang selbstkritisch aufzuklären, um Rechtsbrecher in den eigenen Reihen zu belangen und die Lage zu befrieden.
Wir ziehen unsere Schlüsse daraus und werden entsprechend reagieren. An eine parlamentarische Sommerpause fühlen wir uns zumindest nicht gebunden und fordern weiterhin:
Rücktritt von Innensenator Ahlhaus!
Konsequentes Verfolgen von Straftätern in Uniform!
Kennzeichnungspflicht für Polizeibeamte!
Versetzung des Einsatzleiters Born zum Bezirklichen Ordnungsdienst, Abteilung Hundekot!
Hamburg, d. 15.07.09
BallKult e.V./Jolly Roger
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