Tschüß Noisy
Heute nahm meine Katze Noisy Abschied von dieser Welt, sie befindet sich jetzt in einer neuen, anderen Welt, eine Welt ohne Krebs, ohne Hunger und ohne Schmerzen.
Noisy, lass dir gesagt sein, du warst eine besondere Katze.
Du halfst mir nicht nur über die Trauerphase hinweg, die ich nach dem Tod meines ersten Kater Pauly hatte (seinerseits der erste Braun-Weiße Siamkater mit Befugnis auf die Menschentoilette zu gehen), nein, du hast auch den zunächst etwas störrischen Kater erzogen, den ich dir eines Tages, ohne dich vorher um deine Erlaubnis zu fragen vor die Nase gesetzt habe. Du hast mich begrüsst, wenn ich abends nach Hause kam oder mich mit Mauen verabschiedet, als ich die Wohnungstür hinter mir verschloß.
Ihr ging es die letzten Monate bereits schlecht, das gab mir die Möglichkeit, mich langsam von ihr zu verabschieden. Sie litt bereits seit einiger Zeit an Blasenkrebs, teilweise hatte sie Probleme, ihren Urin bei sich zu behalten, weil der Tumor zu sehr drückte.
Als sie es dann, vollkommen abgemagert und praktisch nur noch Haut und Knochen, dieses Wochenende nicht mehr schaffte in ihr selbstgebautes Futonbed (na gut, es war ein zwischen zwei Seilen gespanntes Futonkissen) zu springen, in welchem sie so gerne schlief, entschloss ich mich, mit ihr ein letztes Mal zum Tierarzt zu gehen, den sie in der letzten Zeit regelmäßiger sah, um sie in eine neue Sphäre zu verhelfen, da dieses offenbar ihr Wunsch war.
Dieses kraftlose, erschöpfte Wesen kätzischer Ausformung verabschiedete sich auf ihre ganz eigene Art von mir- sie krabbelte die letzten beiden Nächte das erste Mal überhaupt unter meine Bettdecke, da ahnte ich, dass das das letzte Wochenende sein würde, welches ich mit ihr erleben würde.
Bevor ich dann endgültig zum Tierarzt ging, machte ich schnell noch ein Foto von ihr- das mache ich, seit ich Pauly eines Tages beim Tierarzt einschläfern lassen mußte immer so, denn damals hatte ich länger mehr keine Fotos von ihm gemacht, so daß ich vor dem Problem stand, plötzlich einen toten Kater vor mir liegen zu haben, der nicht mehr sonderlich fotogen war- das sollte mir nie wieder passieren, daher wird nun also vor jedem Tierarztbesuch ein Foto gemacht- insbesondere dann, wenn es ohnehin gerade zum Tierarzt geht, weil es dem jeweiligen Tier alles andere als gut geht- und das war bei Noisy eigentlich relativ eindeutig, dass das der Fall war.
Das Blutbild, welches heute beim TA genommen wurde, ließ keine weiteren Entscheidungen zu, als die, ihr in Zukunft ein schmerzfreies Leben zu ermöglichen – diesen Gefallen tat ich ihr dann.
Gerade jetzt stehe ich vor dem unheimlichen Glück, meine Trauer mit einem anderen Kater teilen zu können und nicht plötzlich (wieder) komplett ohne tierischen Begleiter dazustehen, denn bereits kurz nach Noisys Einzug leistete ihr, wie gerade geschrieben, ein zu ihr passender Kater Gesellschaft. Naja, was halt so als passend erwartet wird, denn anfangs gabs schon hin und wieder mal Zoff zwischen den vielen Phasen, in denen die beiden zusammen schliefen, aber Noisy hat Rocky da diesbezüglich ganz gut erzogen…. Mitlerweile hatten die beiden sich aber ausgesprochen gut verstanden, wenngleich dieses dann auch mal so aussah, dass sie sich einfach nur ignoriert haben, aber das war in jedem Fall eine Verbesserung zum anfänglichem rumgehacke. Teilweise haben sie zuletzt sogar zusammen geschlafen, so sehr haben sie sich ignorieren können. 😉
Nunja, der Umstand, dass da jetzt noch eine weitere kätzerische Lebensform in meiner Wohnung lebt, erleichtert mir die Sache mit Noisys Tod deutlich. Der Kater nimmt jetzt gerade von ihr Abschied, er sitzt neben ihr und schnüffelt, hin und wieder von einem fragendem Mauen unterbrochen an ihr herum, ich denke, ich werde ihm die kommende Nacht die Balkontür offenlassen, um ihm die Zeit zu geben, die er nun seinerseits benötigt- die momentanen Temperaturen kommen mir diesbezüglich entgegen.
Jetzt, wo ich das hier schreibe (in der Nacht, nachdem sie eingeschläfert wurde), geht es mir erstaunlich gut. Na gut, ich kann nicht einschlafen. Aber ich hatte genug Zeit, von ihr Abschied zu nehmen, und konnte mich gut auf den Tag vorbereiten, an dem es ihr offenkundig nicht mehr gut genug ging, um ein katzengerechtes Leben führen zu können – was auch das herumspringen einschließt. Glücklicherweise ging es ihr bis gestern ausgesprochen gut- so das ihre Leidenszeit, die sie auch als solches wahr nahm, eine kurze war.
Noisy hatte zwar mit ihren knapp sechs Jahren (geboren wurde sie am 20.03.02) nur ein verhältnismäßig kurzes Katzenleben, aber es war hoffentlich ein Gutes, zuletzt sogar noch eines mit ein bischen Freilust auf dem neuen Südseiten – Balkon.
Morgen wird sie dann an ihren neuen Wohnort ziehen, inmitten einer schönen, duftenden Wiese mit schattenspendendem Baum.
Tschüß – und grüß mir meinen kleinen Pauly von mir.
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