Hallo, ich lese regelmäßig deinen Blog

Mit diesen Worten sprach mich jemand hinter mir stehendes letzten Samstag beim Heimspiel gegen VfB Lübeck im Millerntorstadion an, worauf ich nur ein verdutztes „Äh, ja… Schön.“ erwiedern konnte. Es ist immer wieder seltsam, wenn einen einem völlig unbekannten Menschen unvermittelt ansprechen, um zu berichten, dass sie regelmäßig meinen Blog lesen würden (und das, obwohl hier nur sehr unregelmäßig was zu lesen ist, hehe).
Ich fühle mich dann immer ein wenig wie Bill, der Wetterreporter aus dem „Murmeltiertag“- Film, dem ständig irgendwelche Leute ansprechen und ihm mitteilen, dass sie regelmäßig dessen Wettervorhersagen im Fernsehen sehen würden, er reagiert dann stehts mit einem routinierten „Vielen Dank fürs einschalten“, sollte ich meinerseits nun also mit einem ebenso routinierten „Vielen Dank fürs Lesen“ reagieren? Ich weiß ja nicht…
Einerseits wünscht sich ja jeder Blogschreiber mehr oder weniger heimlich, dass das, was man in seinem Blog schreibt, auch von anderen gelesen wird. In gewisser Hinsicht mag es zwar auch therapeutischen Zwecken dienen, seine Gedanken irgendwo reinzuschreiben, aber etwas zu schreiben, ohne das es dann auch gelesen wird, macht dann nur sehr bedingt Sinn.
Andererseits ist es ein sehr seltsames Gefühl, einen dieser Leser, den man bisher nur anhand Clicks, Pageviews und änlichem kennengelernt bzw. von seiner Existenz erfahren hat, dann so unvermittelt urplötzlich vor sich stehen zu haben – ich weiß dann immer nicht, was ich dem dann sagen soll – wobei das möglicherweise dann auch auf Gegenseitigkeit beruht, denn viel mehr als „Ich lese regelmäßig deinen Blog“ kommt meist auch nicht – so richtige Diskussionen über verbreitete Thesen oder so gab es bisher nicht bei einem Treffen im Reallife.

Einerseits ist es auch ein nettes Gefühl zu wissen, dass einem andere Leute identifizieren könnten („Unbekannter Toter im Park gefunden, Mordkommission sucht jemanden, der diese Person kennt“ oder so, wobei – wenn ich ermordet bin, ist es mir auch egal, ob ich dann noch identifiziert werde, hehe), aber wenn man grade einen Banküberfall planen sollte, würden einem solche Eindrücke dann doch innehalten lassen… Geld her, schnell, schnell! Oh, dich kenne ich doch, ich lese regelmäßig deinen Blog…Ööööhm… vielen Dank, und noch einen schönen Arbeitstag… 😉

Hin und wieder überlegt man, ob man das, was einem wirklich bedrückt, hier hineinschreiben sollte. Vom Gefühl her würde ich es teilweise gerne tun… andererseits (er)kennen mich scheinbar zuviele Leute, denen man das auf der Straße nicht so direkt face2face mitteilen würde.

So ein „Pageview“ ist dann irgendwie doch was anderes wie die reale Konfrontation mit dem Verursacher jenes Pageviews… Insofern grüße ich jetzt einfach mal alle Erzeuger dieser Pageviews – und seid bitte nicht verschnupft, wenn ich euch im Reallife in dem Moment, wo ihr mir begegnet und mich ansprecht etwas seltsam gegenübertrete – möglicherweise konnte ich euch nun verdeutlichen, was mir in den Momenten durch den Kopf zischt, und dieses Gefühl ist idealerweise sogar nachvollziehbar. Ich habe euch gerne und ich bin dankbar dafür, dass ihr dieses Blog lest- aber es wird wohl auch zukünftig bei einem „Äh, ja…. Schön“ meinerseits bleiben. 😮

Hinweis an zukünfige Blogger: Möglicherweise ist es ein Fehler, in seinem Blog Identifizierungsmöglichkeiten wie ein Foto, welches einen selbst zeigt, online zu stellen. Jedenfalls, wenn man diese seltsamen Situationen für sich selbst vermeiden möchte. Wobei ich mir selbst absolut unsicher darüber bin, ob ich das wollen würde, wenn ich es mir jetzt nochmal neu aussuchen könnte….
Hm.