Stille Tränen beim Homepagebau

Mir gehts scheisse. Ich habe den Kater Pauly – Homepagepart von kiezkicker.de/pauly.php auf meine „wirkliche private Homepage“ nach stefan-rosskopf.de/kater_pauly.shtml migrieren wollen. Hätte ich nicht machen sollen. „Eric Clapton – Tears in heaven“ und so. Zuviel für mich.
Beim schreiben der Katzen – Übersichtsseite gings mir noch blendend. Auch beim einfügen der Unterseite vom Kater Pauly ging es mir nch relativ gut.
Ich war erstaunt, wie entspannt ich sie schreiben konnte. Noch vor etwa einem halben Jahr, als ich mal locker anfing, stefan.rosskopf.de umzumodeln, war nicht dran zu denken, etwas über Pauly zu schreiben. Der Katzen – Navigationspunkt kam erst heute dazu. Der Interessen – Navigationspunkt ist nachwievor nicht verlinkt – denn dort hätte ich dann was über Katzen – und damit dann auch über Pauly – schreiben müssen, wenn ich nicht hätte lügen wollen.
Nachdem ich also ein wenig gebastelt hatte, war es Zeit, mal im Browser zu schauen, wie das zusammengebastelte denn nun eigentlich aussah… ging eigentlich, so änlich hatte ich es mir vorgestellt…
Das Flashfile, welches „Eric Clapton – Tears in heaven“ abspielen soll, schwieg bei mir im Browser – ich habe die Flashstartbutton – Mozillaextension installiert (welche übrigens durchaus zu empfehlen ist, damit starten Flashfilmchen nur, wenn man diese für das entsprechende Flashfile explizit erlaubt). Ich sah und hörte also nicht Eric Claptons Tears in Heaven, als ich Paulys Seite testweise aufrief, sondern sah nur den oberen Teil bis zu dem grauen Flashteil…
Da ich jedoch die Seite mal so sehen wollte, wie die meisten Websurfer sie wohl erleben werden, wenn sie auf die Seite gelangen, startete ich das Flashfile – und kurz darauf dudelte dann der Claptonsong los.
Und das wars.

Danach ging dann nämlich gar nichts mehr. ;-( Das war irgendwann gegen 00:30 Uhr – nun haben wir es – moment – kurz vor 4 Uhr. Seitdem lag ich still vor mich hinweinend, immer wieder das Tears in Heaven im Ohr, im Bett. Rocky und Noisy, meine beiden anderen Katzen (bzw. mein Kater und meine Katze) kamen zu mir, aber ich sah, als ich die beiden anschaute, immer nur Pauly vor mir sitzen. Mir flossen die Tränen herunter (tun sie auch jetzt wieder, immer, wenn ich diesen Namen schreibe…).
Schreibpause.

Es ist jetzt über 2 Jahre her, seit Noisy starb. Es war der 7. März 2002. Um 17:20 Uhr. Los ging ihr Todeskampf sicherlich schon 2 Stunden früher. Ich sass im Wohnzimmer. Ich hörte plötzlich in der Küche ein poltern. Ich lief hin. Pauly lag auf dem Nachtspeicherofen. Fiel gerade, als ich in die Küche kam herunter. Zuckte. Rang nach Luft und hatte Schaum vorm Mund. Weit aufgerissene Augen. Maute, trotz der Atemprobleme, kläglich. Schrilles Mauen. Viel lauter, viel heller, wie er es sonst üblicherweise tat.
drfghm,.ö-

Ohgotlttt.
Ich packte ihn. Er krallte sich in meine Arme. Ich hielt ihn kopfüber, ich fürchtete, er könnte etwas von seinem Futter so verschluckt haben, dass es ihm nun im Hals festhing. Sein Futter stand immer auf der Fensterbank, gleich neben seinem Lieblingsplatz, der Nachtspeicherheizung. Schön warm hatte er es da immer. Inzwischen lag es aber wild in der Küche verstreut, er muss es heruntergeschmissen haben.
Ich konnte nichts im Hals fühlen. In den Mund konnte ich nicht reinschauen. Er war völlig verkrampft. Biss und kratzte mich. Ich merkte das erst am nächsten Tag.
Ich lief mit ihm kopfüber ins Wohnzimmer, zum Telefon. Rief den Tierarzt an. Wollte eine Art Mund-zu-Nase- Beatmung versuchen, ging aber nicht, da er immernoch um sich biss. Besetzt. Wieso hat dieser scheiss Tierarzt nur ein Telefon?! Verfluchte ihn. Wahrscheinlich irgendeine alte Omi, die über ihr Schosshündchen besorgt war, weil der schon einen halben Tag nichts mehr getrunken hatte. Sie blockiert sicher das Telefon, während mein Pauly gerade erstickte.
Ich rief meine Großeltern an. Die hatten ein Auto. Flehte sie an, dass sie schnell kommen sollen, in dem Wissen, dass das mindestens eine halbe Stunde dauern würde. Konnte es nicht mehr mit ansehen, wusste nicht, was ich mit Pauly machen solle. Schnappte ihn mir. Mitlerweile war er kochend heiss. Lief auf die Strasse, lief so schnell wie ich mit dem Katzenkorb mit dem lethargisch drinneliegenden Pauly konnte Richtung Tierarzt. Bekam Seitenstiche, ging in eine Art Schnellgang über,konnte nicht mehr laufen. Versuchte ein Auto anzuhalten, was gerade vorbeifuhr, der Fahrer sah mich nur blöde an und ignorierte meine Bitte, mich doch den Kilometer bis zum Tierarzt zu fahren. Meinte, er sei kein Taxi und fuhr wieder weiter. Liess mich stehen, ich konnte aber doch nicht mehr laufen. Ich sackte zusammen, sah Pauly im Korb liegen. Mir wurde schwarz vor Augen. Richtete mich wieder auf, versuchte so schnell wie möglich weiterzukommen, kam irgendwann an.
Schnell Beruhigungsspritze geben. Sah schon am Gesicht des Tierarztes, dass das wohl nicht die letzte Spritze gewesen sein konnte, die er Pauly geben würde. Dann machte er auch schon Andeutungen. Gab ihm noch eine Spritze.
Ich hatte mir für diesen Fall vorgenommen, dass er in jedem Fall seine letzten Minuten in meinen Armen verbringen sollte. Konnte ich aber nicht. Ich ekelte mich regelrecht vor ihm, wie er da mit weit aufgerissenen Augen, schaum/- speichelverklebten Maul auf den Behandlungstich sass und sich dann flach hinlegte.
Ich hasse mich dafür, dass ich ihn dort so liegen lass, als ginge es mich nichts an, was da mit ihm geschieht.

Er maute noch einmal leise. Dann entleerte sich seine Blase. Er rührte sich nicht mehr. Er lag nur noch da. Auf dem kalten Metalltisch. Ohne mich. Ich lief raus. Rief nochmal meine Grosseltern an. Schnappte ihn mir, lief wohl ohne auf den Verkehr zu achten nach Hause. Sah ein kleines Kind mit Mutter. Das Kind freute sich, eine Katze im Korb zu sehen, kam näher. Erschrak. Die Mutter zerrte das Kind weg. Ich hörte Autos hupen. Lief weiter. Setzte mich ins Treppenhaus. Wollte nicht alleine sein. Sah flehentlich eine nach Hause kommende Nachbarin an, in der Hoffnung, dass sie sich zu mir setzen würde, doch sie ging, als sie Pauly im Korb liegen sah, wortlos weiter in ihre Wohnung, liess mich mit ihm alleine im Treppenhaus zurück.
Meine Großeltern kamen. Meinten, er müsse irgendwie aus der Wohnung raus, er würde nur irgendwelche Tierchen anlocken. Er, der jahrelang bei mir gewohnt und Tierchen verjagt hatte. Der sie mit einem tollkühnen Sprung fing und genüsslich verspeiste. Ausgerechnet er sollte jetzt Tierchen anlocken.
Ich legte ihn aufs Sofa. Er begann, noch immer merklich wärmer wie etwas totes, gann langsam steif zu werden. Ich schoss ein paar letzte Fotos. Sah ihn mir dabei aber wohl nicht näher an. Viele Wochen später, als ich, ohne an diese Fotos zu denken, meinen Speicherkarteninhalt auf Festplatte kopierte und die Fotos ansah, erschrak ich, als die letzten Fotos von Pauly dabei zum Vorschein kamen. Seine Augen waren blutunterlaufen. Ob das schon zu seinen Lebzeiten der Fall war, eine Folge der Todesspritze oder aber erst nach seinem Tod so eintrat, weiss ich nicht. Dieses Bild lässt mich nicht mehr los. Ich habe es noch immer auf Platte liegen. Hüte mich aber davor, auch nur in die Nähe des fraglichen Ordners zu kommen. Habe die sonstigen, eigentlich wohl recht schönen Fotos, die im gleichen Ordner lagen, bis heute noch nicht angeschaut. Habe Angst, dann wieder dieses Zombiebild von Pauly mit seinen blutunterlaufenen Augen zu erwischen. Friedhof der Kuscheltiere oder so.
Ein, zwei Tage später wurde Pauly von meinem Großvater bei mir im Innenhof vergraben. Wo genau weiß ausser uns beiden wohl niemand. Ich war nie an seinem Grab, obwohl ich mir fest vornahm, mich dort gelegentlich aufzuhalten. Das war der Grund, warum ich in keinem Fall wollte, dass er im Garten meiner Großeltern in Horn vergraben wird – das ist zu weit weg, um trauernd kurz zum Grab zu gehen. Ausserdem mag ich es nicht, wenn mir jemand beim weinen zuschaut. Vielleicht ist das der Grund dafür, weshalb ich mich nie an sein Grab gesetzt habe. Ich kann von meinem Küchenfenster auf die Stelle schauen, wo er liegt. Gelegentlich denke ich daran, wenn ich nach draussen schaue.
Wenns mir ganz schlecht geht, hole ich die Haare aus der Schublade, die ich Pauly nach dem Tod abgeschnitten habe – ein paar vom pechschwarzen Schwanz, ein paar vom braunen Rücken und ein paar vom weissen Bauch. Ich weiss nicht, warum ich das getan habe, aber es hilft mir. Ich habe das Gefühl, ein Stück von Pauly lebt noch gemeinsam mit mir – und wenns nur ein paar Haare in drei Klarsichthüllen sind.

Beim Nachbarn haben sie neulich auch eine Katze vergraben. Sie hat ein richtig nett zurechtgemachtes Grab bekommen. Pauly ist neben einem Mülleimer eingegraben. Ohne Blümchen. Wird wohl von auf ihm spielenden Kindern zertrampelt worden sein. Ich weiß nicht, warum ich mir ausgerechnet diese Stelle ausgesucht habe. War wohl rational begründet, weil das die einzige Stelle war, wo kein Rasen, sondern ein Beet war, wo es nicht so sehr auffallen würde, wenn man dort plötzlich des Nachts ein Loch buddelt. Ist ja auch total normal, dass man Anfang März nachts gegen eins ein Loch in ein Beet gräbt. Es ist nicht aufgefallen, dass ich plötzlich keine Katze mehr hatte.
Ich bin mir eigentlich sicher, dass mich dabei jemand beobachtet hat. Es hat aber niemand etwas gesagt. Wie damals, im Treppenhaus.

Kurz nach Paulys Tod sind bei einem Bekannten Katzenjunge zur Welt gekommen – am 20. März 2002 – also 13 Tage nach Paulys Tod. Eines davon bekam ich. Aber eben erst diverseste Wochen später. Waren sehr einsame Wochen.
Dafür bin ich ihm bis heute dankbar. Es fällt mir schwer, es ihm gegenüber zuzugeben (vielleicht liest er es ja hier?), aber mir ging es damals, nach Paulys Tod, äusserst bescheiden. Er hat mir neuen Lebensmut gegeben. Immer, wenn ich ihn heute sehe, muss ich daran denken. Es fällt mir noch immer schwer, darüber mit jemanden zu sprechen. Aufschreiben scheint einfacher zu sein.
Danke, dass ich es euch erzählen durfte. 😉

Would you know my name
if I saw you in Heaven?
Will it be the same
if I saw you in Heaven?
;-(

I must be strong
and carry on
cause I know
I don’t belong
I don’t belong
here in Heaven

Would you hold my hand
if I saw you in Heaven?
Would you help me stand
if I saw you in Heaven?
I’ll find my way,
through night and day,
cause I know I just can’t stay
here in Heaven

Kater Pauly