Hamburg: Naziaufmarsch 22.3. – Hintergründe und Gegenaktivitäten
Für den 22. Februar rufen Neonazis aus dem Sprektrum der „Freien Kameradschaften“ zu einen Aufmarsch in Hamburg-Wandsbek auf. Gegenaktivitäten sind angekündigt worden.
Der Aufmarsch ist geprägt von Differenzen innerhalb der norddeutschen Neonaziszene. Zwischen den beiden Kadern Christian Worch und Thomas Wulff, und ihrem jeweiligen Anhang, ist ein Richtungsstreit entbrannt. Während Worch fast jedes Wochenende irgendwo in Deutschland einen Haufen Neonazis anführt möchte sich Wulff auf einige wichtige Termine (1. Mai, Wehrmachtsausstellung) beschränken und ansonsten an der Basis vor Ort kämpfen (siehe auch die Erklärung „Zu wenig Demotermine?“ auf den Seiten des Aktionsbüros Norddeutschland).
Im schleswig-holsteinischen Uetersen im Speckgürtel Hamburgs kam es zu einer ersten Kraftprobe zwischen Worch und Wulff. Das Aktionsbüro Norddeutschland verweigerte seine Unterstützung. Begleitet von Protesten zogen keine 100 Nazis durch die Kleinstadt.
Unter ihnen auch extra aus ganz Norddeutschland angereiste Kader um ihre Unterstützung Worchs zu zeigen, z.B. Peter Borchert (Ex-NPD-Landesvorsitzender und Sprecher des „Club 88“ in Neumünster), Thorben Klebe (ehemals Hamburger Sturm und Blood & Honor), Jörn Lemke (Vorsitzender des NPD-Kreisverband Lübeck) oder Thorsten Heise aus Northeim.
Der Aufmarsch am 22. Februar 2003 scheint eine Reaktion der Neonazis des Aktionsbüros auf die Aufforderung Worchs selber mal was zu machen zu sein. Doch auch dies war Worch nicht genehm. In einem Brief beschwert er sich über die Wahl des Datums (er hat für denselben Tag einen Aufmarsch in Bochum organisiert) und den Anmelder Lutz Giesen, der scheinbar nicht mit Geld umgehen kann. Der vor einem halben Jahr aus Berlin nach Hamburg gezogene Giesen ist inzwischen nach Gesprächen unter den Kameraden als Anmelder zurückgetreten.
Neuer Anmelder ist Klaus Bärthel(14), als Mitveranstalter fungiert das Pärchen Tobias Thiessen und Inge Nottelmann. Klaus Bärthel gehört der Wolf- Verlag, der die Neonazizeitschrift „Zentralorgan“ herausgibt.
Tobias Thiessen wurde ebenso wie Bärthel für die Erstellung der Ausgabe 8/2000 des „Zentralorgans“ wegen Volksverhetzung verurteilt. Thiessen ist eine treibende Kraft des Aktionsbüros Norddeutschland und geriet schon Anfang 2001 nach einem Naziaufmarsch in Hamburg verbal mit Worch aneinander. Inge Nottelmann entschloß sich, nachdem sie geoutet wurde, ihr Studium an der Hamburger Uni nicht fortzusetzen. In ihrer Freizeit ist die „Mutter der Kompanie“ bei der „Mädelschar Deutschland“, meldet Aufmärsche an und gibt auch schonmal Frauenzeitschriften Interviews.
Nachdem die schmutzige Wäsche nun gewaschen zu sein scheint konzentrieren sich die Neonazis auf den 22. Februar 2003, um sich ab 12 Uhr auf dem Ostpreußenplatz am U-Bahnhof Wandsbek Gartenstadt unter dem Motto „Amis raus – Freiheit rein“ zu treffen und mit plattestem Antiamerikanismus und unterschwelligem Antisemitismus gegen einen Irak- Krieg zu protestieren.
AntifaschistInnen aus Hamburg (Aufruf der Antifaschistischen Aktion Harburg) rufen dazu auf, den Neonaziaufmarsch zu verhindern.
Ein Vorbereitungstreffen findet am 20. Februar um 19 Uhr in der B5 (Brigittenstr. 5 in St. Pauli) statt. Am 22. selbst gibt es zwei Treffpunkte: 9.30 Uhr am Bhf. Sternschanze und 10.30 Uhr am Bhf. Barmbek. Infos gibt es auch bei Avanti, nadir.org, FSK 93,0 MHz und unter 040/40187971.
(Text von nadir.org)
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