Hamburg, 08.04.2006 / Sprecherrat der organisierten Fanclubs des FC St. Pauli
Da interne Gespräche und intern gehaltene Schreiben an den Präsidenten des FC St. Pauli in der Vergangenheit offensichtlich nichts genutzt haben, sehen wir uns leider gezwungen, heute den Weg des offenen Briefes wählen zu müssen.
Vordergründiger Anlass sind die Ereignisse der letzten Tage. Am Donnerstag, den 06.04.06 gab es ein Gespräch des Präsidenten unter Teilnahme des Sicherheitsbeauftragten des Vereins und verspäteter Hinzuziehung des Fanbeauftragten mit der Polizei. Bei diesem Gespräch ging es um die Vorkommnisse während und nach dem Chemnitzspiel. Es war klar, dass es sich hierbei um ein Fan relevantes Thema handeln würde. Anders als in der Vergangenheit praktiziert und abgesprochen, wurden gewählte Fanvertreter zu diesem Gespräch nicht eingeladen. Hierbei spielt es auch keine Rolle, wer zu diesem Gespräch aufgefordert/eingeladen hat. Es wurde wieder einmal über Fans gesprochen, aber nicht mit ihnen.
Die Missachtung des Fanclubsprecherrats als legitimierter Vertretung der St. Pauli Fanclubs wird nicht nur bei diesem Beispiel deutlich.
In der Vergangenheit war es darüber hinaus Usus bei fanrelevanten Themen FanvertreterInnen zu befragen oder zu Gesprächen hinzu zu ziehen. Dies galt auch bei bestimmten Entscheidungen der Marketing. So wurde schon im Vorfeld vermieden, dass es zu Aktionen kommen könnte, die in der Fanszene zu Unmut und Verstimmungen führen könnte. Diese Gespräche gibt es so nicht mehr.
Erneutes Beispiel hierfür ist die Werbe/Chore – Aktion mit dem Hamburger Abendblatt. Hierzu haben wir an anderer Stelle bereits Stellung bezogen.
Beide Beispiele innerhalb weniger Tage zeigen uns deutlich, wie wenig Interesse seitens des Präsidenten an einer Zusammenarbeit mit den FanvertreterInnen besteht. Und dies vor dem Hintergrund, dass unser Verein ohne seine Fans wohl kaum in einem solchen Ausmaße über Hamburgs Grenzen hinaus bekannt und beliebt wäre.
Abgesehen von diesem neuerlichen Affront gegen die Fans des FC St. Pauli gilt es auch noch einige Sätze zu dem oben erwähnten Gespräch zu sagen.
Alle die während und nach dem Chemnitzspiel dabei waren, wurden Zeugen einer völlig verfehlten Einsatztaktik der Hamburger Polizei. Wenn also der Sicherheitsbeauftragte des Vereins sachlich begründete Kritik am Einsatzkonzept und an der Untätigkeit während des Spiels öffentlich äußert, verdient er Respekt und Unterstützung. Sie dagegen machen in ihm einen der Schuldigen aus, indem Sie seine öffentlich gemachten Feststellungen im Beisein der Polizei kritisieren. Auch dies ist leider nicht neu. Wir erinnern hierbei an einem Brief aus dem letzten Jahr.
Dem Fass die Krone aufgesetzt wird dann auch noch dem Fanladen Versagen unterstellt. Er sei seinen sozialpädagogischen Auftrag nicht nachgekommen, da er das Werfen von Flaschen nicht verhindert und somit nicht deeskalierend gewirkt habe.
Herr Littmann – warum haben nicht Sie sich hinter jeden der ca. 800 demonstrierenden, potentiellen Flaschenwerfer gestellt?
Was die sozialpädagogische Arbeit des Fanladens betrifft, sprechen wir Ihnen jedes Recht ab, diese beurteilen zu können. Nicht zum ersten Mal haben Sie mit Ihren Angriffen gegen den Fanladen oder seine MitarbeiterInnen bewiesen, dass Sie von Konzept und praktischer Arbeit des Fanladens keine Ahnung haben.
Wir bedauern die hier angeprangerte Entwicklung sehr. Wir haben in der Vergangenheit immer versucht, einvernehmliche Lösungen mit Ihnen zu finden, die auch den Belangen der Fans entsprechen. Ihr Verhalten nach außen muss den Eindruck erwecken, dass wir als gewählte Fanvertreter instrumentalisiert und als vereinspolitisches Feigenblatt benutzt werden.
Diesen Versuchen wollen wir mit diesem Brief entschieden entgegentreten. Wähnten wir uns doch gemeinsam schon auf einem besseren Weg des Miteinanders. Es ist schade, dass wir uns mit unserer Meinung, gemeinsam zugunsten des FC St. Pauli und seiner einmaligen Fanszene zu arbeiten, geirrt haben.
Gezeichnet: Sprecherrat der organisierten Fanclubs des FC St. Pauli
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