Vor und nach dem Spiel gegen Carl Zeiss Jena kam es an der Budapester Straße und auf dem Heiligengeistfeld zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Gästefans wurden offenbar nur nach ihrer Kleidung oder ihrem Aussehen bewertet, gejagt und verprügelt.
Wir verurteilen diese Szenen aufs Schärfste. Gewalt hat beim FC St. Pauli nichts zu suchen! Das Gewaltmonopol liegt beim Staat und dort soll es auch bleiben.
Alle Ossis sind Nazis?!
Schon seit Jahren gibt es leider immer wieder Übergriffe gegen Anhängerinnen und Anhänger von Ostclubs. Der in solchen Zusammenhängen ausgetragene Hass, aber auch Pöbeleien und Beleidigungen wirken wie ein Ersatzventil für Vorurteile, die bei St. Pauli sonst nicht auszuleben sind.
Die Fans des FC St. Pauli gelten und begreifen sich als menschlich, weltoffen und tolerant. Sie proklamieren das friedliche Zusammenleben aller Menschen, ungeachtet ihrer Weltanschauung, Religion, Kultur oder Hautfarbe.
Der Fanladen St. Pauli, das Fanprojekt für die Fans des FC St. Pauli, verurteilt – wie auch die Mehrheit der Fans – Hass, Gewalt, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit. In diesem Sinne wenden wir uns gegen eine Diskriminierung von Menschen aus den Neuen Bundesländern, die aufgrund ihres Wohnortes oft vorschnell und pauschal als Nazis verurteilt werden.
Alle, die Kleidung der Marke ,,Thor Steinar“ tragen, sind Nazis?!
Die Marke ,,Thor Steinar“ wird häufig von Rechtsradikalen getragen. Doch in den Neuen Bundesländern wird die Marke oft auch ohne politische Aussageabsicht gekauft und getragen. Nicht jeder ,,Thor Steinar“-Träger ist ein Rechter. Und selbst wenn er es wäre, ist Gewalt keine Lösung.
Selbstverständlich verurteilen wir auch das Verhalten aller Jena-Anhänger aufs Schärfste, die durch gewalttätiges Auftreten in Erscheinung getreten sind!
Wir fordern alle St. Pauli-Fans auf, sich nicht zu Gewalt hinreißen zu lassen! Wirkt auf Eure Nebenstehenden ein und verhindert, dass sich solche Szenen wiederholen!
Fanladen St. Pauli
Oktober 2005
[…] Nach dem Heimspiel gegen Carl Zeiss Jena und den damit verbundenen Szenen im Stadionumfeld veröffentlichte der Fanladen St. Pauli mit zeitlichem Abstand einen “Aufruf gegen Gewalt“. In diesem enthalten sind diverse Unwahrheiten über das Verhalten von Sankt Paulianern, verbunden mit Pauschalisierungen. Nicht nur auf Grund von “Kleidung und Aussehen” einiger Jena Fans ist es am 01.10.05 zu Konfrontationen gekommen, sondern wegen eines nicht geringen Teils der CZJ- Anhängerschaft, welcher als gewaltsuchend und rechtsoffen bis rechtsradikal bezeichnet werden kann und sich auch so darstellte. Bereits direkt nach Abpfiff marschierte auf der Budapesterstraße ein Wanderkessel unter “Zick-zack-Zigeunerpack – Rufen und suchte die Eskalation mit den Heimfans. Nach Provokationen vor dem Spiel im Bereich des AFM-Containers war spätestens jetzt die Mär von durchgehend friedlich feiernden Jena-Fans zerstört. Es lässt sich aus der Reaktion der Sankt Pauli Fanszene daher auch in keiner Weise eine irgendwie geartete generelle Ablehnung von Ostfans konstruieren, stattdessen ist es vielmehr eine Ablehnung gegen rechtes Gedankengut, welches bei Anhängern von Ostvereinen oftmals stärker vertreten ist. Die guten Kontakte und Freundschaften nach Babelsberg, Leipzig oder auch Jena führen den Vorwurf des latenten Rassismus ad absurdum. Nur zur Verdeutlichung sei erwähnt, dass es schon vorher Kontakte nach Jena gab und sich nach dem Spiel St. Pauli- und Jena-Ultras zum netten und interessierten Gespräch trafen. Normale Jena-Fans wurden in die Auseinandersetzungen nicht hineingezogen. […]